Pacemaker beim Marathon und Halbmarathon als Tempomacher

Pacemaker – Tempomacher

Die Aufgaben eines Tempomachers – zum Beispiel eines Marathon Pacemakers – sind sehr vielseitig, anspruchsvoll und äußerst wertvoll. Lesen Sie hier warum.

Für andere Läufer das Tempo vorgeben

In diesem Beitrag über die Aufgaben eines Tempomachers, möchte ich auch Sie dazu animieren selbst einmal in die Rolle eines Pacemakers zu schlüpfen. Warum ich Sie dazu auffordere? Ganz einfach: Der Job eines Tempomachers macht unglaublich viel Spaß. Bevor ich weiter schwärme, erkläre ich vorab noch ein paar Dinge, die man als Pacemaker beachten sollte. Sind Sie bereit? Dann geht’s los.

Was ist der Job eines Pacemakers?

Bestimmt haben Sie bei einer Laufveranstaltung schon einmal Läuferinnen und Läufer gesehen, die einen Ballon oder eine Fahne mit einer Zielzeit auf dem Rücken tragen. Diese Personen wollen das Rennen nicht mit einem Handicap (extra Gewicht) bestreiten, sondern sind ein ganz wichtiger Bestandteil der Veranstaltung. Denn genau diese Läufer sind die nun schon ein paar Mal angesprochenen Tempomacher oder Pacemaker, die mit einer ziemlich gleichmäßigen Pace das Rennen bestreiten und somit einen Anhaltspunkt für die etwas unerfahreneren Läuferinnen und Läufer darstellen. By the way, wissen Sie eigentlich, was Sie wirklich drauf haben und welche Pace Sie beim Halbmarathon oder Marathon laufen können? Finden Sie es mit unserem Pacerechner, der Potenzialanalyse von Laufcampus sofort heraus.

Um über die Angebote der Laufcampus Akademie informiert zu bleiben abonnieren Sie jetzt unsere Newsletter


Manchmal steht die Pace auf der Fahne oder dem Ballon, meistens jedoch die Zielzeit. So können sich alle Läufer vor dem Start bei dem Tempomacher einreihen, der die angegebene Pace laufen wird. Bei größeren Events können auch gut und gerne mehrere Pacemaker die gleiche Zielzeit bedienen; in Köln beim Marathon sind es bis zu drei Tempomacher pro Zielzeit. Das hat den Vorteil, dass sich die drei Pacemaker auf der Strecke etwas verteilen können und ihre „Schützlinge“, wenn ich sie so nennen darf, immer wieder motivieren und nach vorne treiben. Gegebenenfalls muss man den ein oder anderen zu motivierten Athleten aber auch ein wenig zügeln, um am Ende nicht einzubrechen.

Was macht ein Pacemaker während eines Rennens?

Während des Rennens ist der Tempomacher Taktgeber, Motivator, Lauftrainer, Entertainer und Witze-Erzähler oder Psychologe in einer Person. Dabei muss man aber gewissermaßen etwas aufpassen, denn nicht jeder Läufer wird auf die gleiche Art und Weise motiviert. Während der eine gerne etwas rauer angesprochen werden möchte, muss man den anderen vorsichtig motivieren. Ich versuche als Pacemaker so unterhaltend wie möglich zu sein, um meiner Gruppe die Zeit etwas angenehmer zu gestalten. Dabei erzähle ich entweder selbst erlebte Laufgeschichten, frage nach dem Wohlbefinden der Läufer oder erzähle den ein oder anderen (schlechten) Witz. Oder ich gebe ein paar Tipps zur Renneinteilung oder zu allgemeinen Dingen aus der Trainingslehre. Dieses Unterhaltungprogramm setzt natürlich voraus, dass ich, dass auch die anderen Pacemaker, selbst nicht am Limit laufen und noch genug Luft für die Unterhaltung haben. 
Und ich bemerke jedes Mal: Wenn die Stimmung der Gruppe gut ist, entfacht das wirklich ein kleines Feuer und schaltet vielleicht nochmal fünf zusätzliche Prozent an Leistungsfähigkeit frei.

Was macht einen guten Tempomacher beim Marathon oder Halbmarathon aus?

Wenn Sie sich bisher vom Job des Pacemakers angesprochen fühlen, dann nenne ich Ihnen in den folgenden Zeilen noch einige Attribute, welche Sie mitbringen sollten, um den Job auch gut ausüben zu können.

Das Wichtigste, was Sie zum Pacemaker qualifiziert, ist die sportliche Leistung, die Sie erbringen. Mit einfachen Worten: Wenn Sie sich als Marathon-Pacemaker für 3:00 h bewerben, dann müssen Sie den Marathon auch ohne jegliche Zweifel in dieser Zeit bewältigen. Man kann grob festhalten, dass Sie mindestens 15 min schneller laufen könnten. Sie sollten also sicher sein, diese Distanz in der angestrebten Zeit laufen zu können.

Ein gutes Tempogefühl sollten Sie ebenfalls mitbringen. Versuchen Sie, den Marathon so gleichmäßig wie möglich zu "pacen", damit möglichst viele Läuferinnen und Läufer folgen können und nicht von einer ungleichmäßigen Renneinteilung verunsichert oder gar verheizt werden. Mit verheizen meine ich ein vorzeitiges Ausscheiden von Läufern, die durch einen zu schnellen Start das Rennen nicht zu Ende bringen können.

Sie sollten die Pace, die Sie anstreben, auch ohne ständigen Blick auf die Uhr laufen können. Ihr Körpergefühl sollte dementsprechend gut geschult sein. Eigenschaften wie Team- und Motivationsfähigkeit hatte ich zuvor schon kurz angerissen. Sie sind derjenige, der vorangeht, das Tempo bestimmt und gleichzeitig dafür sorgt, dass so viele Läuferinnen und Läufer der Gruppe folgen können. Wenn Sie dabei noch reden können und für Unterhaltung sorgen, dann fliegen die Kilometer nur so daher. Sie sollten also sicher gehen, dass sich die Pace nicht großartig auf ihre Kommunikationsfähigkeiten bemerkbar macht. Aber: Ein Pflichtkriterium ist das Unterhalten der Gruppe nicht zwingend.
Mit der Strecke sollten Sie sich im Vorfeld schon befassen, um auf Verpflegungsstellen hinweisen zu können oder markante Passagen wie Anstiege oder Fanzonen rechtzeitig anzukündigen.

Wenn ich das Profil eines guten Pacemakers mit 6 Eigenschaften beschreiben müsste, dann wären es die Folgenden:

  • gute körperliche Fitness
  • gutes Zeitmanagement / Körpergefühl
  • Kommunikations- und Motivationsfähigkeit
  • Einfühlungsvermögen
  • Verantwortungsbewusstsein
  • langjährige Erfahrung im Laufsport

Hatte ich schon erwähnt, dass Sie als Pacemaker natürlich kostenfrei bei der Laufveranstaltung starten? Das sollte klar sein, da Sie ja eine verantwortungsvolle Aufgabe erfüllen. Ich wollte es aber nicht unerwähnt lassen. Manchmal gibt es für die Pacemaker auch noch kleine Geschenke wie ein Laufshirt oder Gutscheine. Das aber sollte für Sie als Pacemaker nie der Anreiz sein, diese verantwortungsvolle Aufgabe anzunehmen.

Die "Hasen" im Leistungssport

Im Leistungssport hat die Aufgabe des Pacemakers ebenfalls eine sehr wichtige Rolle. Anders als beim Stadtmarathon, wo die Tempomacher den Marathon in – knapp unter – 3:15 h oder 5:00 h absolvieren, haben Pacemaker im Elitefeld (gelegentlich auch "Hasen" genannt) primär die Aufgabe, ein Tempo für die Profis vorzugeben und Windschatten zu spenden. Das haben Sie vielleicht schon einmal beim Berlin Marathon beobachtet, wenn während der ersten Rennhälfte die führenden Läufer alle zusammen in einer Gruppe laufen. Das machen die Läufer, weil man in einer Gruppe weniger windanfällig ist und dadurch weniger Energie für eine hohe Geschwindigkeit aufbringen muss.

Meist laufen die Tempomacher vorne weg, um das Tempo vorzugeben und möglichen Wind zu absorbieren. Ich habe das Laufen in der Gruppe lange Zeit auch als eine Art Mythos angesehen, habe mittlerweile aber am eigenen Leib erfahren, wie viel eine Gruppe in einem schnellen Rennen ausmacht. Man spart durch das Laufen im Windschatten tatsächlich Kraft und ist weniger schnell ermüdet. So, nun aber zurück zu den Tempomachern im Elitefeld eines Marathons.

In der Regel scheiden die ersten Tempomacher nach 21 bis 25 km aus dem Rennen aus, die wenigsten schaffen es bis zur 30 Kilometer Marke. Logisch, würden die Pacemaker noch länger das Tempo laufen können, dann würden sie auch um den Sieg mitlaufen. Es ist tatsächlich schon vorgekommen, dass sich ein Pacemaker den Sieg geholt hat. 2019 beim Istanbul Marathon war Daniel Kibet als Pacemaker eingeplant. Da ihm jedoch kein Kontrahent folgen konnte, zog er das Rennen bis zum Schluss durch und siegte in unter 2:10 h. Verrückt, oder?

Pacemaker Marathon – Die Tempomacher fürs Laufen

Warum Sie als Tempomacher selbst einmal an den Start gehen sollten?

Meine Aufforderung, sich selbst einmal als Pacemaker bei einem Halbmarathon/Marathon anzubieten, ist natürlich nur ein gut gemeinter Tipp. Mir macht die Rolle des Tempomachers enorm viel Spaß. Ich darf Menschen bei meinem Lieblingshobby durch eine schöne Stadt führen und erhalte dafür am Ende unendlich viel Dankbarkeit. Das hatte ich noch gar nicht erwähnt: Im Ziel haben Sie garantiert 30 neue Lauffreunde und werden mit Lobeshymnen überschüttet, weil viele aus der Gruppe, die Sie angeführt haben, eine neue Bestzeit aufgestellt haben. Dass Sie dafür die Verantwortung tragen, ist toll.

Übrigens: Selbst der schnellste Mann der Welt, Eliud Kipchoge, greift bei seinen Rennen auf Tempomacher zurück. Das bekannteste Beispiel dafür ist der
Weltrekord-Versuch aus 2019, wo Kipchoge in Wien mit einigen Tempomachern in 1:59:40 den Marathon als erster Mensch in unter zwei Stunden lief. Der Rekord gilt allerdings nicht als offiziell, weil die Tempomacher im Rennen immer wieder ausgetauscht wurden und zusätzlich ein Auto vor der Gruppe fuhr, welches mit Lasern die genaue Position eines jeden Tempomachers platzierte. Dennoch gebührt allen Beteiligten höchster Respekt, und wer weiß, vielleicht wird die Zwei-Stunden-Marke irgendwann auch offiziell geknackt. Mit Kelvin Kiptum, der den London Marathon 2023 vor Kurzem in 2:01:25 h gewonnen hat, haben wir neben Eliud Kipchoge einen weiteren herausragenden Läufer, der diese magische Marke
vielleicht eines Tages durchbrechen wird.

Zu guter Letzt habe ich Ihnen noch einige deutsche Marathon-Veranstaltungen mit Pacemaker-Programmen aufgelistet:

  • BMW Berlin Marathon
  • Haspa Hamburg Marathon
  • Frankfurt Marathon
  • BMW Munich Marathon
  • Hannover Marathon
  • Köln Marathon
  • Düsseldorf Marathon
  • Mainova Frankfurt Marathon
  • TUI Marathon Hannover
  • Leipzig Marathon
  • Dresden Marathon
  • Rennsteiglauf-Marathon
  • Berliner Halbmarathon
  • Oberelbe-Marathon (Dresden)

Mit Laufcampus stellen wir übrigens seit 2022 die Pacemaker bei den B2Run Firmenläufen. Und wenn auch Sie sich dazu berufen fühlen, sich in den Dienst der Laufszene zu stellen, zum Beispiel bei der größten Firmenlaufserie in Deutschland, dann empfehle ich Ihnen die Lauftrainer Ausbildung zum Einstieg, als Einstieg in die wundervollen Aufgaben als Lauftrainer, Personal Trainer oder eben Tempomacher bei einem Laufevent.

Zusammenfassend möchte ich festhalten: Das Tempomachen ist ein faszinierendes Konzept, welches den Laufsport revolutioniert hat. Es ermöglicht Athleten, ihre Grenzen zu überschreiten und persönliche Bestleistungen zu erzielen. Egal ob Profi- oder Hobbyläufer, das Tempomachen kann jedem helfen, seine Laufziele zu erreichen. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Freude und Erfolg beim Tempomachen oder die Pace gemacht bekommen,

Ihr Tim Wagner

freier Mitarbeiter bei Laufcampus

Kontakt: instagram.com/tist100/

Schreibe einen Kommentar

Alle Kommentare werden vor dem Veröffentlichen geprüft.

Diese Website ist durch reCAPTCHA geschützt und es gelten die allgemeinen Geschäftsbedingungen und Datenschutzbestimmungen von Google.