Marathon Globetrotter Andreas im Spiegel der Medaille vom Abu Dhabi Marathon

Marathon Globetrotters – Lauferlebnisse weltweit sammeln

Marathon Globetrotters zeigt, wie vielfältig Marathonlaufen sein kann. Warum die Plattform mehr Länder zählt als die UN, wie neue Laufideen entstehen und warum sich ein Blick jenseits der großen Klassiker lohnt. Marathonsammler Andreas Butz teilt hier seine Erfahrung.

Neue Laufideen jenseits der großen Klassiker

Nach dem Abu Dhabi Marathon habe ich zwei weitere Einträge vorgenommen: auf meiner persönlichen, chronologisch geführten Liste aller gelaufenen Marathonläufe (seit 1995) – und auf meinem Profil bei Marathon Globetrotters.

Nicht, weil eine Gesamtzahl größer geworden ist. Sondern weil mir dieser Moment jedes Mal bewusst macht, wie sehr sich mein Blick auf das Marathonlaufen im Laufe der Jahre verändert hat.

Früher ging es – wie wohl bei den meisten Läuferinnen und Läufern – vornehmlich um persönliche Bestzeiten und um das nächste große Rennen. Heute geht es für mich viel häufiger um Orte, Kulturen – und um die Frage, welche Geschichten ein Marathon erzählen kann, wenn man bereit ist, über die bekannten Startlinien hinauszublicken.

Klar: den Lieblingsmarathon mehrfach zu laufen hat seinen Reiz. Sich neuen Aufgaben zu stellen aber auch. Zum Beispiel Marathon in Ländern zu laufen, in denen man vorher noch nicht gelaufen ist.

Und genau dabei begleitet mich seit einigen Jahren eine Plattform: Marathon Globetrotters.


Warum wir beim Marathon oft an dieselben Städte denken

Fragt man Läuferinnen und Läufer nach ihren Marathonzielen, fallen fast immer dieselben Namen:
Berlin, Wien, Zürich – und natürlich die großen Marathon Majors mit New York City an der Spitze.

Das sind großartige Veranstaltungen. Perfekt organisiert, emotional, beeindruckend. Aber sie prägen auch unser Denken: Marathonlaufen scheint sich im Mainstream auf wenige, stark etablierte Orte zu konzentrieren. Dabei ist die Welt der Marathonläufe viel größer, vielfältiger und oft überraschender, als man auf den ersten Blick vermutet.


Marathon Globetrotters als Ideenquelle

Marathon Globetrotters ist für mich weniger eine „Rangliste“ – an die Spitze werde ich es niemals schaffen – als vielmehr eine Landkarte der Möglichkeiten. Die Plattform sammelt Marathonläufe aus aller Welt und ordnet sie nicht nur nach Zeiten oder Ergebnissen, sondern nach Ländern, Kontinenten und Regionen.

  • Welche Länder bieten Marathonläufe, von denen man kaum hört?
  • Welche Regionen sind sportlich spannend, aber abseits des Massentourismus?
  • Wo lassen sich Reisen und Laufen auf eine sehr persönliche Weise verbinden?

Beim Stöbern entdeckt man schnell Ziele, die man vorher nie auf dem Schirm hatte – und genau das macht den Reiz aus. In meinem Fall waren das zum Beispiel die Färöer Inseln, die ich ohne diese Perspektive vermutlich nie als Marathonziel in Betracht gezogen hätte.


Warum die Country List mehr Länder zählt, als man erwartet

Ein zentraler Punkt bei Marathon Globetrotters ist die sogenannte Country List. Sie wirkt auf den ersten Blick ungewohnt, erklärt sich aber erstaunlich logisch.

Am Beispiel Europa wird das besonders deutlich:
In Europa sind 56 Länderpunkte möglich. Die Grundlage bildet der internationale ISO-3166-Standard, der weltweit zur eindeutigen Zuordnung von Ländern und Regionen genutzt wird. Dieser Standard führt nicht nur souveräne Staaten, sondern auch bestimmte autonome oder geografisch getrennte Gebiete als eigene Einheiten.

Marathon Globetrotters geht an einigen Stellen bewusst noch einen Schritt weiter: Aus sportlicher Tradition und Identität werden England, Schottland, Wales und Nordirland getrennt gezählt – statt nur einmal das Vereinigte Königreich. Aus den 46 Mitgliedsstaaten des Europarats werden so 56 Länderziele in der Globetrotters-Liste für Europa.

Und weltweit gedacht: Die Vereinten Nationen zählen derzeit 193 Mitgliedsstaaten. Marathon Globetrotters kommt hingegen auf 254 Länderziele. Wunderbar. Für Marathonreisende ist das keine theoretische Spielerei, sondern eine Einladung, genauer hinzuschauen.

By the way: Schau dir an, wie viele Ziele der aktuell Führende der Weltrangliste erreicht hat. Doch vor dem Klick schätze – und dann folge dem Profil von Brent Weigner.


Neue Perspektiven statt immer gleicher Startlinien

Was mir an dieser Logik gefällt: Sie lenkt den Blick weg von „größer, schneller, teurer“ – hin zu anders.

  • kleiner,
  • persönlicher,
  • oft günstiger und entspannter organisiert,
  • und ein Land oder eine Region sehr direkt erlebbar machend.

Marathonlaufen wird so zu einer Form des Reisens, die mehr hinterlässt als ein Finisherfoto. Diese Idee führte mich zum Beispiel lieber nach Tunis und Tallinn, statt einem Major-Ziel wie Tokio zu folgen.


Ein Blick auf die DACH-Region

Erstaunlich ist für mich, wie wenige deutschsprachige Läuferinnen und Läufer bisher auf Marathon Globetrotters vertreten sind. Aus Deutschland, Österreich und der Schweiz gibt es vergleichsweise nur wenige Profile – obwohl die Marathonbegeisterung in der DACH-Region riesig ist. Die aktuellen Zahlen finden sich in der Mitgliederstatistik.

Vielleicht liegt es einfach daran, dass viele diese Plattform noch nicht kennen. Oder dass Marathonreisen hierzulande oft sehr stark auf die bekannten Klassiker fokussiert bleiben.

Dabei könnte genau hier eine schöne Verbindung entstehen: gut vorbereitet mit einem strukturierten Trainingsplan – und offen für neue Ziele, die jenseits der bekannten Klassiker liegen.


Wie man seine ersten Einträge macht

  • Ein Profil anlegen
  • Gelaufene Marathons einreichen
  • Die Einträge werden geprüft
  • Und Schritt für Schritt wächst die persönliche Lauf-Landkarte

So wird aus der eigenen Marathon-Leidenschaft Schritt für Schritt eine ganz individuelle Laufgeschichte. Und lass dich von den Zahlen von Brent oder mir nicht abschrecken: Stand 12/25 sind rund 260 Mitglieder gelistet, die in weniger als zehn Ländern der Welt Marathon gelaufen sind.


Abschließende Gedanken zum Laufen und Reisen

Marathon Globetrotters hat mich inspiriert, offener zu denken – nicht nur sportlich, sondern auch geografisch. Die Plattform erinnert mich immer wieder daran, dass Marathonlaufen kein geschlossenes System ist, sondern ein offenes Feld voller Möglichkeiten.

Vielleicht ist genau das der größte Wert: nicht mehr zu laufen, sondern anders zu laufen – und dabei neue Orte kennenzulernen, die man sonst nie entdeckt hätte.

Und wer weiß: Vielleicht beginnt die nächste große Marathonidee nicht vor deiner Haustüre oder bei einem Major, sondern beim neugierigen Blick auf eine Landkarte.

Dein Andreas

Über den Autor

Andreas Butz ist Marathontrainer, Buchautor und Gründer von Laufcampus. Er ist seit über 30 Jahren im Laufsport aktiv und hat mehr als 200 Marathons in über 30 Ländern der Welt gefinisht.

Als Entwickler der Laufcampus-Methode begleitet er ambitionierte Freizeitläufer ebenso wie Trainerinnen und Trainer mit einem ganzheitlichen Blick auf Training, Gesundheit und Lebensstil. Marathonlaufen versteht er nicht nur als sportliche Herausforderung, sondern auch als Möglichkeit, Länder, Kulturen und Menschen auf besondere Weise kennenzulernen.

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