Gemeinsam mit der Familie auf der neunzehnten Etappe von Herne nach Duisburg
Sonntag, 21. August 2022
- Spendenmarathon heute: 450,3 Kilometer, 130 Höhenmeter (Aufzeichnung auf Strava ansehen), Ø HF: 118 bpm, Ø Pace: 5:58 min/km (*netto)
- Deutschlandlauf bisher: 852,4 Kilometer, 5040 Höhenmeter
Eine gelungene Überraschung beim Frühstück
Als ich heute Morgen das Frühstücksbuffet erblicke, quellen meine Augen über. Ich entdecke jede Menge Köstlichkeiten auf dem Buffet und freue mich über die reichhaltige Auswahl an Müslis, Obst, Brötchen, Vollkornbrot und Aufstrichen. Doch dann wird mir klar, dass ich das tolle Angebot nicht nutzen kann. Ich bin um kurz nach sieben im Frühstücksraum und um halb neun breche ich zur nächsten Etappe auf. Also bin ich vernünftig, nehme mir eine kleine Portion vom Obstsalat, streue mir ein paar Haferflocken und eine Nussmischung drüber, die ich von zu Hause mitgenommen habe und gebe mich mit meinem üblichen Frühstück zufrieden. Auf dem ALS Deutschlandlauf ist es für mich einfacher, "vernünftig" zu sein, als beispielsweise im Urlaub. Zum Abschluss gönne ich mir ein Rosinenbrötchen mit Honig. Das muss reichen. Mit dem Parkhotel Herne haben wir eine gute Adresse gewählt, wie sich gestern beim Empfang, dem anschließenden gemeinsamen Mittagessen und auch abends gezeigt hat. Ich lasse meinen Blick ein wenig durch den Frühstücksraum schweifen. Als ich plötzlich zwei bekannte Gesichter erblicke. Mein Sohn Max mit seiner frisch vermählten Caro. Gisela hatte mir einen Überraschungsgast angekündigt, aber dass es Max und Caro sind, damit habe ich nicht gerechnet. Ich freue mich total. Wir tragen die gleichen Shirts. Das hat Gisela geschickt organisiert.
Pünktlich um 8:30 Uhr laufen wir los. Nach wenigen Kilometern kommen wir wieder an den Kanal. Die Wasserstraßen im Ruhrgebiet werden wir bis Duisburg nicht mehr verlassen. Das Wetter ist traumhaft. Die Sonne scheint und wir profitieren von der dichten Belaubung am Wegesrand. Habe ich vor zwei Tagen noch über mangelnden Schiffsverkehr gejammert, so ist das seit gestern anders. Wir haben hier immer etwas zu sehen und die Transportkäne haben in etwa unser Tempo von 10 km/h. Ich komme nicht näher, sie hauen mir aber auch nicht ab. Langsam erreichen wir Gelsenkirchen. Ich sehe die Hinweise auf die VELTINS-Arena. Schon gestern haben wir gesehen, dass es einen Bismarckhafen gibt mit einem schmalen Steg, doch heute werden wir über Umleitungen geschickt. Google Maps und meine Frau wussten das gestern schon, ich habe beiden nicht geglaubt. Mir wird sofort klar, auch die heutige, zweite 49 Kilometer lange Etappe wird sich wohl über 50 Kilometern ziehen. Das macht mir aber nichts aus, denn ich habe tolle Begleitung und die Zeit vergeht wie im Fluge.
Mehr Abwechslung beim Training
Wir haben den 25. Kilometer erreicht und feiern für heute Bergfest. Weiterhin ist der Weg sehr schön. Ich unterhalte mich viel mit meinem Sohn Max und lasse mich beraten. Ab Mitte Oktober, nach meiner Rückkehr vom Lissabon Marathon, möchte ich das restliche Quartal deutlich anders gestalten. Ich möchte weniger laufen, dafür aber muskulär etwas aufbauen. Das Laufen hat mich dünner und schlanker gemacht, auch weil zu wenig geforderte Muskeln schrumpfen. Und weil Erwachsene mit jedem zusätzlichen Lebensjahr ein Prozent der vorhandenen Muskelmasse verlieren, wenn wir nicht mit Training dagegen arbeiten, möchte ich im vierten Quartal wieder mehr Substanz, mehr Muskelmasse aufbauen. Und diese möchte ich ab 2023 durch ergänzenden athletischen Sport halten.
Max trainiert seit Dezember im Fitnessstudio und hat schöne Erfolge zu verzeichnen - weniger Fett, mehr Muskeln, mehr Zufriedenheit beim Vorbeigehen am Spiegelbild. Gleiches möchte ich auch erreichen. Mal sehen, auf welches Programm es hinauslaufen wird. Vielleicht Crossfit, Fitnessstudio, 6-aus-4 Athletiktraining oder Elektrostimulation, kurz EMS. Ich bin gespannt und diskutiere mit ihm die Vor- und Nachteile.
Grüne Wege und Wasserstraßen im Ruhrgebiet
Wir haben nur noch 18 Kilometer bis zu unserem Ziel in Duisburg. Auf der einen Seite sind wir überrascht darüber, wie grün hier alles ist. Wie schön diese Wasserstraßen durch das Ruhrgebiet führen und dass wir von den Menschen und dem Verkehr dieser bevölkerungsreichsten Region Deutschlands gar nicht so viel mitbekommen. Aber andererseits sind die Radwege gerade sehr frequentiert, was das Laufen und Radeln sehr kurzweilig macht. Wir haben immer etwas zu schauen. Und dann lassen die zahlreichen Brücken, die wir nur sehen oder überqueren, erkennen, dass hier ein großes Verkehrsnetzwerk besteht, das die Großstädte im Ruhrgebiet miteinander vernetzt.
Zwölf Kilometer vor unserem Ziel laufen wir über die Schleuse Oberhausen und sehen, wie sich die Schleusentore öffnen und ein großes Containerschiff eine Kanalstufe tiefer wieder herausgelassen wird. Das finde ich sehr faszinierend.
Auf dem letzten Stück mit Olaf von der Anchor Running Crew
Kurz nach der Schleuse Oberhausen begegne ich einem freundlich lächelnden Mann. Er kommt auf mich zu und sagt: „Hey, ich bin Olaf. Ich begrüße dich im Namen Anchor Running Crew Duisburg und ich werde dich jetzt durch meine Heimat bis zum Ziel begleiten!“ Das ist cool. Ich bin überrascht und freue mich sehr. Während der letzten elf Kilometer möchte ich alles über die Anchor Running Crew Duisburg erfahren. Ich finde es schön, so viele unterschiedliche Menschen kennenzulernen, die viele, spannende Geschichten zu erzählen haben. „Wir treffen uns immer montags um 20 Uhr für eine lockere Runde, ohne Leistungszwang, in verschiedenen Tempogruppen. Zur Anchor Running Crew Duisburg zählen etwa 40 bis 60 Läuferinnen und Läufer. Hier ist alles vertreten, vom ambitionierten Läufer bis zu dem, der einfach nur Freude daran hat, zu laufen. Und so leben wir das auch. Wir sind ein Lauftreff und kein Verein. Jeder kann kommen, der Lust darauf hat, die Beine zu bewegen. Das "Köpi" danach ist obligatorisch", erzählt Olaf von seiner Laufgruppe.
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Die Ruhr gibt's auch ohne H
Noch fünf Kilometer liegen vor uns und wir kreuzen heute das erste Mal die Ruhr. Sie ist für den Namen des Ruhrgebiets maßgebend. Ich bin als gebürtiger Dürener an einem Fluss aufgewachsen, der den gleichen Namen trägt, nur ohne H. Der Fluss schreibt sich Rur und mündet in Holland in die Maas. Meinen Heimatfluss Rur werden wir in Roermond (deutsch: Rurmond) in den Niederlanden kreuzen. 21 Kilometer bevor wir den ALS Deutschlandlauf nach 940 Kilometern vollenden.
Jetzt sind es nur noch zwei Kilometer. Wir legen an einem Aussichtspunkt den letzten Stopp ein. Der Aussichtspunkt trägt den Namen Rheinorange. Diese Skulptur befindet sich an der Mündung der Ruhr in den Rhein.
Großes Hallo in Duisburg
Als wir nach 50,33 Kilometern in Duisburg unser Ziel erreichen, wartet hier bereits das nächste Empfangskomitee, bestehend aus Volker Mosblech, dem Bürgermeister der Stadt Duisburg, Bezirksbürgermeister Hans-Joachim Paschmann und einem Stadtrat auf uns, dessen Namen ich nachtragen werde. Zehn Minuten lang führten wir ein schönes Gespräch zwischen Ruhrpöttlern und Rheinländern.
Duisburg - Stadt von Wasser und Feuer
Ein paar Worte über Duisburg müssen sein. Die Stadt im Ruhrgebiet ist vor allem für ihre Industriekultur bekannt. Geprägt wird Duisburg seit jeher durch die beiden Elemente Wasser und Feuer. Schiffer und Stahlkocher haben die Stadt zu dem gemacht, was sie heute ist. In nordrhein-westfalens fünftgrößtem Ort gibt es viel zu erleben. Es wartet eine Mischung aus stillgelegten Industrieanlagen, Naherholungsgebieten und Museen. Im Landschaftspark Nord lässt sich die Industriekultur des Ruhrgebiets gut kennenlernen. Er besteht aus einem stillgelegten Hüttenwerk, welches etwa 180 Hektar umfasst. Bis zum 4. April 1985 wurde dort Eisen hergestellt. Allerdings ist Duisburg bis heute der größte Standort zur Eisen- und Stahl-Herstellung in Deutschland. Auf dem Parkgelände sind bis zu 700 verschiedene Pflanzenarten zu finden.
Der Duisburger Innenhafen gehört zu den wichtigsten Sehenwürdigkeiten der Stadt. Er ist der größte Binnenhafen Europas und bietet eine Mischung aus Gütertransport, Wohn- und Arbeitsgebäuden, Restaurants sowie Bars. Besonders großer Beliebtheit erfreuen sich in den Sommermonaten die Außenterrassen der vielen Restaurants direkt am Wasser, die teilweise mit Stegen bis auf den Kanal hinausreichen.
Wer sich im Duisburger Innenhafen befindet, kann direkt dem Museum Küppersmühle einen Besuch abstatten. Bei diesem Museum handelt es sich um ein Museum für moderne Kunst. Es gilt als eines der größten Privatmuseen in Deutschland und zeigt vorwiegend deutsche Kunst ab dem Jahr 1945.
Eindrücke der 19. Etappe auf Instagram
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Neues von Bruno
Heute geht es nicht so gut. Das "Training" von gestern, die Vorbereitung auf die Teilnahme an der letzten Etappe, hat ihn sehr geschlaucht. Heute fühlt er sich deutlich unfitter als sonst. Dann macht ihm heute auch der Speichelfluss wieder zu schaffen, die Sauerstoffversorgung macht aus Speichel Schaum, Bruno muss diesen ständig ausspucken. Ich frage ihn, ob es nicht besser wäre, auf die Teilnahme an der letzten Etappe zu verzichten. Das kommt für ihn nicht in Frage, "dazu bin ich zu viel Sportler". Ich reiche im eine Frage weiter, die mir immer wieder gestellt wird:
Was macht eigentlich Bruno's ALS Selbsthilfeverein Alle Lieben Schmidt e.V. genau? Ich bitte Bruno um eine kurze Antwort, die dann per WhatsApp kommt:
"Nach den schlechten Erfahrungen die ich mit einem anderen ALS Verein (2015) gemacht hatte, haben wir am 02.05.2016 kurzerhand einen eigenen Verein gegründet. Nach 6 Jahren, haben wir jetzt ca. 85 Mitglieder. Was macht der Verein? Wir beraten Patienten und Angehörige mit Rat und unterstützen Patienten mit Spenden für Hilfsmittel die, die Krankenkassen leider nicht übernehmen, wie zum Beispiel Autoumbauten, Rollstuhlrampen, Personenlifter usw. Wir unterstützen ALS Ambulanzen für verschiedene Projekte, wie beispielsweise Sozialberatung, Psychologen, Assistenzkräfte für Fachärzte und geben Spendengelder für Forschungszwecke im DZNE. Wir klären über ALS auf und sammeln gleichzeitig Spenden zum Beispiel durch unseren YouTube Kanal, Teilung persönlicher Erfahrungswerte, durch Selbsthilfegruppen und Radtouren, Spendenläufe, den ALS Deutschlandlauf und wir verkaufen den Film 'Alle Lieben Schmidt der Film'."
Für die Statistik
Läufer*innen am Start:
Andreas Butz
Marathonläufer im Ziel:
Andreas Butz
Danke, dass du dich für mein Projekt interessierst. Ich hoffe es macht auch dir eine Freude, dass wir unsere Erlebnisse direkt aufschreiben. Und wenn du uns und meinem Freund Bruno Schmidt ebenfalls eine Freude machen möchtest, dann schau doch mal, ob einer der nachfolgenden Vorschläge für dich von Interesse ist.
Herzlichst,
Andreas
Möchtest du auf einer Etappe des ALS Deutschlandlaufs mitlaufen?
- Das ist wunderbar, hier findest du Informationen für Mitlaufende.
Möchtest du virtuell mitlaufen?
- Klasse, dann hole dir das offizielle Laufshirt ICH LAUFE MIT und entscheide, wie viel wir in deinem Namen spenden dürfen.
Möchtest du direkt spenden?
- Auch super, erfahre unter dem nachfolgenden Link, wie einfach du für ALS – Alle Lieben Schmidt e.V. spenden kannst.
*netto bedeutet, die reine Zeit in Bewegung, also die Gesamtzeit abzüglich Stopps, wie Fotostopps, Toilettenpausen und Trinkpausen im Stehen. Brutto können die einzelnen Etappen durchaus 15 bis 20 Minuten länger dauern. Eine längere Pause wird aber nie eingelegt.
1 Kommentar
Footloose - Verwandschaft
Für den letzten Lauf ist hoffentlich der WDR – Aktuelle Stunde – informiert!? Das wäre doch eine tolle Publicity zum Thema ALS. Wenn nicht, vielleicht schafft Euer Team da noch etwas zu organisieren.
Für den letzten Lauf ist hoffentlich der WDR – Aktuelle Stunde – informiert!? Das wäre doch eine tolle Publicity zum Thema ALS. Wenn nicht, vielleicht schafft Euer Team da noch etwas zu organisieren.