Andreas läuft beim 16. Spendenmarathon durch Salzkotten

16/21 - Laufcampus Spendenmarathon - Nicht nur laufen verbindet

Die ersten zwei Kilometer sind schon in den Beinen. Die Luft ist feucht. Die Hände kleben, aber ich möchte auf keinen Fall über das Wetter jammern, denn das seit Tagen für heute angekündigte Gewitter scheint, wenn überhaupt, erst am Nachmittag aufzuziehen und die weiteren Aussichten bis zum Ende des ALS Deutschlandlaufs sind wirklich schön. 

Tolle Unterhaltung auf der sechszehnten Etappe von Borchen nach Wadersloh

Donnerstag, 18. August 2022

  • Spendenmarathon heute: 46,8 Kilometer, 180 Höhenmeter (Aufzeichnung auf Strava ansehen), Ø HF: 115 bpm, Ø Pace: 5:57 min/km (*netto)
  • Deutschlandlauf bisher: 709,0 Kilometer, 4640 Höhenmeter

Überraschende Begegnung in Borchen

Die ersten zwei Kilometer sind schon in den Beinen. Die Luft ist feucht. Die Hände kleben, aber ich möchte auf keinen Fall über das Wetter jammern, denn das seit Tagen für heute angekündigte Gewitter scheint, wenn überhaupt, erst am Nachmittag aufzuziehen und die weiteren Aussichten bis zum Ende des ALS Deutschlandlaufs sind wirklich schön. Bisher hatten wir echt ein Glück mit dem Wetter.

Gestern Nachmittag haben wir in Borchen ein nettes, kleines Landhauscafé gefunden. Gisela und ich trinken Kaffee und Tee, genießen dazu eine leckere Waffel, als plötzlich eine Radfahrerin mit lockigem, blondem Haar unter ihrem Helm auf unseren Tisch zusteuert. Was für eine Überraschung – Gaby Busche! Sie kommt, um für eine Nacht zu bleiben und uns auf unserer heutigen Etappe zu begleiten. Das finde ich cool. Und selbstverständlich trägt sie auch das offizielle Spendenshirt mit dem Slogan "Ich laufe mit", auch wenn sie heute das Moutainbike bevorzugt.

Ich freue mich auf den heutigen Tag

Wir haben 46,8 Kilometer vor uns. "Puh", werden viele denken. Viereinhalb Kilometer mehr als die offizielle Marathondistanz. "Yeah!", denke ich, denn das werden fünfeinhalb Kilometer weniger, als ich bei der gestrigen Etappe gelaufen bin. Aber lasst uns den Zieleinlauf nicht vor den letzten Kilometern loben. Wer weiß, ob ich mich heute nicht noch einmal verlaufen werde. Aber Gisela hat ein Auge auf uns.

"Rund um Borchen kenne ich alle Fußballplätze", erzählt Gaby Busche während der ersten Kilometer. Wir sind erstaunt und haken nach. Sie erzählt uns eine Geschichte von ihrem Vater, der einst nach einem Schützenfest, am nächsten Tag, wohl mit etwas Restpromille im Blut, nach einem Ausweichmanöver, seinen Wagen in einem Vorgarten parkte... Ein Jahr Führerscheinentzug war das Ergebnis und Gaby konnte den leidenschaftlichen und ambitionierten Schiedsrichter ein Jahr lang von Fußballplatz zu Fußballplatz chauffieren. Darüber hinaus war ihr Vater ihr sportliches Vorbild, er lief die 10 Kilometer einst in 34 Minuten.

Begleitung ab Salzkotten

Die ersten Kilometer fliegen nur so dahin. Wir plaudern ständig und tauschen Geschichten über das Laufen, Ernährung oder andere Gegebenheiten aus. Nach elf Kilometern laufe ich durch Salzkotten und habe schöne Erinnerungen an ein Event. Einst durfte ich für den VfB Salzkotten in der Bürgerhalle einen Motivationsvortrag zum Thema Laufen halten und Tipps zum Thema Trainingssteuerung geben. Selbst konnte ich damals nicht laufen, weil ich kurz vorher einen Unfall mit einer Vespa hatte und mir dadurch Quetschungen am Fuß zugezogen habe. Erst heute komme ich dazu, durch Salzkotten zu laufen und zu entdecken, wie viele schöne Pfade, Straßen, Grünanlagen und Skulpturen die Stadt bietet. Hoffentlich werde ich erneut eingeladen, damit ich hier mal eine größere Runde drehen kann.

Im Stadtgebiet von Salzkotten sehe ich am Horizont ein grünes Shirt auftauchen und ahne, dass es wieder ein Laufcampus-Freund sein wird. Aus rund hundert Meter Entfernung, erkenne ich, dass es sich um Laufcampus Trainer Stefan Heinrichsmeier handelt. Er möchte mich heute ein Stück begleiten. Das finde ich super. Er dreht um und wir laufen aus seiner Heimat Salzkotten in Richtung seiner alten Heimat Geseke und überschreiten irgendwann die Stadtgrenze. Stefan erzählt, dass es ein besonderes Event gibt: "Einmal im Jahr findet ein Spaziergang rund um die Stadtgrenze von Geseke statt, der sog. Schnadgang. Dieses Event ist vor allen Dingen ein gemeinschaftliches Erlebnis, ohne sportlichen Hintergrund, bei dem sicherlich "viel Gesundes" getrunken wird."

Als ich noch mit Stefan zusammen unterwegs bin, meine ich zu ihm: "Wenn ich heute eine Landschaftsberichterstattung mache, hätte ich große Probleme, denn ich sehe viele Kilometer links Felder, rechts Felder und das Gleiche immer wieder." Stefan schmunzelt und erwidert: "Wenn ich auf meine Hausrunde gehe, hat diese maximal 20 Höhenmeter."

Detlefs Unterhaltungsprogramm

Wir laufen durch Geseke und am Ortsende erwartet uns Detlef Lass. Für rund einen Kilometer ist unser Team zu fünft. Das freut mich sehr, zumal Detlef ankündigt, uns bis Lippstadt zu begleiten. Das bedeutet, dass ich auch für die nächsten 16 Kilometer Begleitung habe. Nun ist für Stefan diese Etappe zu Ende. Detlef übernimmt das Unterhaltungsprogramm für den Deutschlandläufer. Er erzählt viel über die Region, seine Heimat Störmede, wo er aufgewachsen ist und jede Ecke kennt, wie er seinen Beruf und seine Frau gefunden hat. Ich erlebe, dass er eine treue Seele haben muss. Denn sowohl der Heimat, seiner Familie und seinem Arbeitgeber ist er schon Jahrzehnte verbunden. Und bei all dieser Erzählerei vergeht die Zeit wie im Fluge. 

Detlef kenne ich seit dem Vortrag für den VFB Salzkotten. Ich erinnere mich, dass ich vor dem Vortrag noch ein Training angeleitet habe, mit Lockerungs- und Dehnübungen, sowie Lauf-ABC. Detlef berichtet, dass durch meinen Vortrag seine Frau zum Laufen animiert wurde. Ein entscheidender Impuls scheint gewesen zu sein, dass man beim Laufen nicht immer Vollgas geben muss. Durch "Laufen ohne Schnaufen" stellen sich viele gewünschte Effekte ein, so ähnlich muss ich es wohl formuliert haben, was Detlev's Frau zum Laufen gebracht hat. Das war schön für mich zu hören und es freut mich sehr. Heute ist ein guter Tag.

Fußball verbindet

Auf der weiteren Route erfahre ich einiges über Detlevs sportliche Vita. Einst hat er auf hohem Niveau in der Westfalen Liga bei der Borussia Lippstadt Fußball gespielt. Kurze Zeit später laufen wir in Esbeck an einem interessanten Haus vorbei. An dem Haus hängen zwei Fahnen des Bayern München. Außerdem können wir sehen, dass hinter den Wohnzimmerscheiben noch mindestens fünf Bayern Schals drapiert wurden. Unsere Blicke wandern zueinander und wie aus einem Munde entfährt uns: "Das geht gar nicht!" 20 Meter hinter mir fährt Gisela. Auch sie wirft einen Blick auf das Haus und jubelt: "Ein Bayern Fan, wie super ist das denn?!" Wir unterhalten uns über unser Dasein als Fan. Schließlich wage ich, Detlev die entscheidende Frage zu stellen, ob er ein Blauer oder ein Gelber ist, ein Schalke- oder Dortmund-Fan? Die Antwort erschüttert mich zutiefst. Detlef ist Gründer eines Borussia Mönchengladbach Fanclubs in Störmede. Und dabei ist er nicht alleine. Der Verein ist aktiv mit über 80 Mitgliedern!

Spaß beiseite! Wir kommen sehr schnell überein, dass es uns vor allem um das Erlebnis Fußball geht, die gegenseitigen Frotzeleien der Kölner und Gladbacher nicht missen wollen, diese aber nicht extrem ausleben. Die Freude ab und zu mal ins Stadion zu gehen, gelegentlich eine Stadionwurst zu essen, oder Spiele im TV zu sehen und spannende Ablenkung zu erfahren, das verbindet uns beide mit dem Fußball.

Der erste Golfplatz nach 700 Kilometern

Wir laufen an einem Golfplatz vorbei. Es ist der Golfplatz von Lippstadt und Gisela stellt fest, dass das auf unseren bald 700 Kilometern der erste Golfplatz ist, an dem wir vorbeikommen. Wenig später verlässt uns Detlef. Er hat über etwa 18 bis 19 Kilometer meine Laufzeit erheblich verkürzt, indem er ganz viele Geschichten und Anekdoten erzählt hat. Wir haben jetzt nur noch neun Kilometer zu laufen, bis wir unser heutiges Ziel Wadersloh erreichen.

Drei Kirchturmspitzen in der Ferne

Noch etwa sechs Kilometer bis zum Ziel. Wir laufen wieder durch weite Ebenen und plötzlich sehen wir am Horizont eine Ansammlung von Personen, die erwartungsvoll in unsere Richtung schauen. Es sieht so aus, als ob sie Plakate dabei haben. Wir kommen näher und tatsächlich. Der Lauftreff Oelde hat den Deutschlandlauf zum Anlass genommen, mich an der Strecke zu begrüßen. Sie wurden von der Gemeinde Wadersloh informiert und reichen mir Wasser und haben eine ganze Schüssel voll Süßigkeiten dabei, die ich leider, leider ablehnen muss. Was für eine schöne Überraschung! Ich freue mich sehr über das Empfangskomitee in Liesborn, bestehend aus Monika, Lea, Heike, Heike, Martin, Albert und Irmgard. Nach fünf Minuten Plauderei geht es für uns weiter. Vor uns liegen nur noch 15 Stadionrunden. 

Noch zwei Kilometer -  schon von Weitem grüßen uns die drei Kirchturmspitzen der Kirche in Wadersloh. Sie ziehen uns magisch an. Ich habe das Gefühl, dass ich wieder ein bisschen schneller werde, weil ich mich auf das Ziel freue. 44 Kilometer sind somit gelaufen und Gaby Busche war immer mit an meiner Seite. Sie hat die gesamte Strecke mit dem Mountainbike geschafft, obwohl das Tempo für sie ungewohnt langsam ist.

"Es war einfach nur beeindruckend. Ich kann nur sagen, dass es einfach mega war", resümiert Gaby Busche.

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Wadersloh - eine Gemeinde voller Möglichkeiten

Ein paar Worte über Wadersloh müssen sein. Zur Gemeinde Wadersloh zählen die drei Orte Wadersloh, Diestedde und Liesbor. In der Umgebung von Wadersloh und in Wadersloh selbst gibt es viel zu entdecken. Besonders großer Beliebtheit erfreut sich das Museum Abtei Liesborn des Kreises Warendorf. Es ist in der ehemaligen Benediktinerabtei Liesborn untergebracht. Hier warten zahlreiche Gemälde des 17., 18. und 19. Jahrhunderts sowie anspruchsvolle Möbel des 17. und 18. Jahrhunderts darauf bewundert zu werden. Außerdem überzeugt das Museum mit einer einzigartigen Kruzifixsammlung.

Inmitten einer idyllischen Münsterländer Parklandschaft befindet sich das Schloss Crassenstein. Dieses Traumschloss liegt im beschaulichen Wadersloh-Diestedde. Mitsamt seiner Parkanlage gilt dieses Schloss als Wahrzeichen seines Ortes. Die wunderschöne Parkanlage lädt zu einem ausgedehnten Spaziergang ein.

Die katholische Pfarrkirche St. Margareta ist bereits von Weitem an ihrem hoch aufragenden Kirchturm zu erkennen. Der Taufstein im Kirchenportal ist besonders sehenswert, da er aus dem 15. Jahrhundert stammt. Insgesamt blickt dieses neogotische Bauwerk auf eine über 850 Jahre alte Geschichte zurück. Außerdem sehenswert ist die Abteikirche SS. Cosmas und Damian. Hier bündeln sich über 1000 Kirchen- und Glaubensgeschichte. In der Turmkapelle sind noch immer Fresken aus dem 14. Jahrhundert zu finden.

Besonders großer Beliebtheit bei Jung und Alt erfreut sich der Sinnespark. Er liegt gegenüber der Abteikirche Liesborn und soll den "Er-Lebensraum" der Menschen bereichern. Die Stationen wurden nach den Erkenntnissen des Pädagogen Hugo Kückelhaus angelegt. Hierbei handelt es sich um Erfahrungsfelder, an denen durch eigenes Tun die Wunderwelt der Sinne erforscht werden kann.

Eindrücke der 16. Etappe auf Instagram

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Neues von Bruno

Gestern hatte Bruno einen schwierigen Tag, heute geht es ihm besser. Nur das Wetter macht ihm zu schaffen, die feuchte Luft. Heute hat er eine Reibeisenstimme, wie der Bruder von Joe Cocker und Gianna Nannini. Das liegt daran, dass er wenig Speichelfluß hat. Das ist auf der einen Seite gut, er muss dann weniger Schlucken oder Spucken, dennoch ist es anstrengend für ihn. Morgen kommt sein Lauffreund Mark zu ihm. Er kennt sich mit Strava aus und wird mit Bruno die letzte Route von Venlo nach Selfkant studieren. Dann prüfen die beiden, wann und wo Bruno auf der letzten Marathonetappe einsteigen kann. Es wird immer spannender, noch vier Marathonläufe ohne Bruno, dann sehen wir uns auf der fünften Etappe endlich wieder.

Für die Statistik

Läufer*innen am Start:

Andreas Butz

Marathonläufer im Ziel:

Andreas Butz

Danke, dass du dich für mein Projekt interessierst. Ich hoffe es macht auch dir eine Freude, dass wir unsere Erlebnisse direkt aufschreiben. Und wenn du uns und meinem Freund Bruno Schmidt ebenfalls eine Freude machen möchtest, dann schau doch mal, ob einer der nachfolgenden Vorschläge für dich von Interesse ist.

Herzlichst,

Andreas


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*netto bedeutet, die reine Zeit in Bewegung, also die Gesamtzeit abzüglich Stopps, wie Fotostopps, Toilettenpausen und Trinkpausen im Stehen. Brutto können die einzelnen Etappen durchaus 15 bis 20 Minuten länger dauern. Eine längere Pause wird aber nie eingelegt.

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