Andreas Butz und Daniel Steinbach beim ALS Spendenmarathon

15/21 - der-fahrradmister.de Spendenmarathon - die Königsetappe

Bald wundern Gisela und ich uns über unterschiedliche Streckenverläufe. Sie hatte die gleiche Route geladen wie ich, doch diese führen in unterschiedliche Richtungen, bei unserem Spendenmarathon von Warburg nach Borchen.

Sprechende Bäume auf der fünfzehnten Etappe von Warburg nach Borchen

Mittwoch, 17. August 2022

  • Spendenmarathon heute: 52,3 Kilometer, 480 Höhenmeter (Aufzeichnung auf Strava ansehen), Ø HF: 116 bpm, Ø Pace: 6:04 min/km (*netto)
  • Deutschlandlauf bisher: 662,2 Kilometer, 4460 Höhenmeter

Wie bekloppt ist das denn?

Wir freuen uns über den Besuch von Andreas Niggemeyer, Beigeordneter der Stadt Warburg. Nach einer kurzen Plauderei, schickt uns der passionierte Tischtennis und Tennis Spieler mit einem Schulterklopfen auf den Weg Richtung Borchen. Bald wundern Gisela und ich uns über unterschiedliche Streckenverläufe. Sie hatte die gleiche Route geladen wie ich, doch diese führen in unterschiedliche Richtungen. Ich setze mich durch und gebe die Strecke vor. Während wir laufen, kommt mir einiges von gestern bekannt vor. Ich kann noch einmal den letzten Schlussanstieg nacherleben, nur diesmal abwärts. Dies war eine Passage, auf der ich das zweite Mal auf diesem ALS Deutschlandlauf gehen musste. Das erste Mal war direkt auf der ersten Etappe und das zweite Mal gestern.

Irgendwann werde ich misstrauisch und plötzlich schießt mir der Gedanke in den Kopf: „Hey Andreas, du hast die falsche Route geladen!" Und tatsächlich - ich kontrolliere und stelle fest, dass ich die Route von gestern geladen habe. Wir befinden uns auf dem Rückweg in Richtung Kassel und haben bereits mehr als einen Kilometer zurückgelegt. So ein Mist! Nun vertraue ich Gisela, die mich über einen Parallelweg zurück auf die Originalroute führt. Nach etwa viereinhalb gelaufenen und damit drei extra Kilometern, nehmen wir endlich den richtigen Weg auf in Richtung Borchen. Unser kleines Intermezzo ist aber nicht nur spannend für uns, sondern auch für Daniel Steinbach. Er kündigte sich für heute an und möchte uns ein Stück begleiten. Er läuft uns entgegen und ich informiere ihn via Messenger. Er gibt ein positives Signal und jetzt laufen wir aufeinander zu. Ich freue mich auf ihn.

Was wird aus unserem Esel?

Unseren heutigen Spendenmarathon laufen wir auch für unseren Titelsponsor der-fahrradmister.de. Harald Petschellies, Inhaber des Radfachgeschäftes Der-Fahrradmister, hat uns das etwa 3900 Euro teure E-Bike für den ALS Deutschlandlauf zur Verfügung gestellt. Von Gisela liebevoll Esel genannt, liefert es uns hervorragende Dienste. Unsere Überlegungen, die wir im Vorhinein getroffen haben, scheinen richtig gewesen zu sein. Wir haben die so genannten Marathon-Reifen aufziehen lassen, damit wir weniger Sorgen vor einem Platten haben müssen. Und in der Tat, toi, toi, toi.

Wenn wir das Rad Ende August zurückgeben, wird es etwa 1000 Kilometer auf dem Tacho haben und ich denke darüber nach, was Harald mit dem Rad wohl machen wird. Wird er es als gebrauchtes Rad im Geschäft anbieten? Die Nachfrage ist sicher da, E-Bikes gehen wie geschnitten Brot. Wird er es teurer anbieten, weil es von Gisela auf Straßen und Trails geprobt und gut eingefahren ist? Hat es auch dadurch an Wert gewonnen, weil es inzwischen als "Esel" bekannt ist und Gisela und Andreas bei ihrem Lauf vom Ostzipfel bis zum Westzipfel Deutschlands treue Dienste erwiesen hat? Oder wird er es versteigern und unter unseren Followern einen glücklichen Bieter finden? Wir werden sehen. So oder so, Danke lieber Harald, deine Beratung im Vorhinein und die Ausrüstung sind top! Doch zunächst einmal haben wir auf der heutigen Etappe noch mehr als einen Marathon zu laufen.

Unterstützung bei der Bergetappe

Nach zehn Kilometern sehen wir einen Läufer auf uns zukommen, mit einem grünem Shirt bekleidet. Als er stehenbleibt und sein Smartphone zückt, um Fotos zu machen, ist uns klar, dass es sich um Daniel Steinbach im Laufcampus Shirt handelt. Er hat sich vorgenommen, uns in seinem Heimatwald und dem Schwarzbachtal zu unterstützen, so lange es bergauf geht. Dafür lief er zu Hause in Diemelstadt-Wrexen los und ist uns entgegen gekommen. Obwohl ich ihn informiert habe, dass wir einen Umweg genommen haben und ihn daher erst später treffen können, ist er dennoch pünktlich losgelaufen. Für ihn ist es nicht so entscheidend, ob er 24 Kilometer oder 26 Kilometer läuft. Eine willkommene Abwechslung für Gisela und mich.

Daniel erzählt mir, wie es ihm seit seiner Lauftrainer Ausbildung bei Laufcampus ergangen ist. Im August vergangenen Jahres hatte er die Lauftrainer Ausbildung absolviert. Das Wissen hat er sofort angewendet und sein eigenes Training umgestellt. Das erste Quartal 2022 hat er schließlich ganz zielstrebig nach Laufcampus Marathon Trainingsplan trainiert und sein großes Ziel erreicht - nach 2:59:32 Stunden bleibt für ihn die Uhr beim Hannover Marathon stehen. Davon träumt jeder Marathonläufer.

Für heute hat sich Daniel einen halben Tag freigenommen, um uns zu begleiten. Das finde ich klasse, denn so entwickelt sich das erste Stück als sehr kurzweilig.

Sprechende Bäume im Teutoburger Wald

Wir laufen über schmale Pfade. Gisela muss ihre ganzen Fahrradkünste zeigen, um mit ihrem Esel die Strecke gut zu bewältigen. Wir kommen über eine kleine Brücke. Es geht bergauf. Plötzlich höre ich Stimmen. Ein Baum fängt an mit mir zu reden. Ich schaue mich irritiert um und entdecke auf ungefähr vier Metern Höhe einen Lautsprecher. „Was ist denn hier los?“, frage ich laut. Daniel lacht und fängt an mir zu erklären: „Das ist das Hörmuseum Blankenrode. Die Stadtwüstung Blankenrode gilt als eine der spannendsten archäologischen Fundstellen in Nordrhein-Westfalen. In diesem Hörmuseum tauchen wir tief ins Jahr 1393 ab, als die Stadt aufgegeben wird und wüst fällt. Das Hörmuseum ist ein etwa zwei Kilometer langer Rundweg. Hierbei werden durch Bewegungsmelder Hörstationen ausgelöst."

Nach für uns 26 Kilometern erreichen wir den höchsten Punkt, den zweiten Peak, auf unserer Laufstrecke. Wir müssen nur noch 26 Kilometer bis zum Ziel in Borchen laufen. Daniel verabschiedet sich in Richtung nach Hause. Wir sind sehr dankbar über seine Begleitung auf dieser anspruchsvollen Strecke.

Umzingelt von Windrädern

Wir erreichen den Naturpark Teutoburger Wald und genießen seine Schönheit. Wenig später laufen wir auf dem neu errichteten Wanderweg, den Altenau-Wanderweg. Wir sehen um uns herum überall Windräder, schätzungsweise 60 bis 70 Stück. Nun laufen wir ins Tal und entdecken auf den Dächern auffallend viele Photovoltaikanlagen. Wir fangen an zu verstehen, warum sich der Ort, auf den wir jetzt zu laufen, den Beinamen "Energiestadt" gibt, Energiestadt Lichtenau. Nomen est omen. Hier wird scheinbar viel für erneuerbare Energien getan.

Sind meine 21 Marathons in 21 Tagen eigentlich Extremsport?

Und wieder zähle ich rückwärts. Noch 20 Kilometer, noch 15 Kilometer, noch zwölf Kilometer und just als wir die Noch-zehn-Kilometer-Marke unterschreiten, erreichen wir auch 42,2 bereits gelaufene Kilometer. Ein Marathon steckt schon in den Beinen und zehn Kilometer liegen noch vor uns. Ganz schön heftig werden die Einen oder Anderen denken. Und ich denke über mein Gespräch mit Matthias Lohr nach, dem Journalisten von der Hessisch-Niedersächsischen-Allgemeinen. Wir sprechen in unserem Interview darüber, was Extremsport ist. Ich erläutere ihm meine Sicht der Dinge:

"Führenden Anthropologe zufolge, wie beispielsweise dem Amerikaner Daniel Lieberman, liegt unsere genetische Veranlagung dabei, etwa 15 bis 20 Kilometer pro Tag laufend oder zu Fuß gehend zurücklegen zu können. 15 bis 20 Kilometer pro Tag bedeutet, 100 bis 140 Kilometer wöchentlich zu traben. Bei meinem Projekt dem ALS Deutschlandlauf, lege ich ungefähr die doppelte Strecke wöchentlich zurück. Ich laufe wöchentlich rund 310 Kilometer. 15 bis 20 Kilometer pro Tag klingt ganz schön viel, doch in unseren Genen ist diese Veranlagung immer noch gespeichert. Wir können das. Hingegen legt der Deutsche, vielen Untersuchungen zufolge, heutzutage täglich nur noch 700 Meter zu Fuß zurück. Im Schnitt. Wie kommen diese 700 Meter zustande? Morgens verlässt er das Haus, steigt ins Auto, fährt zur Arbeit und nach der Arbeit kehrt er nach Hause zurück. Auf der Fahrt ruft der Partner an und bittet, noch schnell im Supermarkt einzukaufen. So etwa kommen die Deutschen in Summe im Schnitt auf 700 Meter. 700 Meter Tagespensum entsprechen etwa fünf Kilometern pro Woche. Das sind gerade einmal fünf Prozent unserer genetischen Veranlagung. 100 Kilometer pro Woche ist natürlich und für jeden sportgesunde Menschen möglich. 140 bis 200 Kilometer trainiert die Laufelite. 300 Kilometer, wie ich derzeit, ist einfach verrückt. Aber nur 5 Kilometer zu Fuß, das ist extrem und die Ursache vieler Zivilisationskrankheiten."

Endorphine auf der Königsetappe

Etwa drei Kilometer vor dem Ziel lassen Gisela und ich die Strecke Revue passieren. Uns bleibt im Gedächtnis, dass in dieser Gegend viel Landwirtschaft betrieben wird. Uns ist vor allen Dingen die Viehwirtschaft ins Auge gestochen. Hier gibt es viele Höfe, die Milchkühe haben, Ferkel züchten und auch an Geflügelfarmen laufen wir vorbei. Für Reitsport ist die Region bekannt und so sehen wir viele Reiterhöfe.

Wir passieren das Ortsschild von Borchen, genauer gesagt von Kirchborchen. Ich spüre ein Gefühl von Glückseligkeit. Wir sind sehr glücklich darüber, dass wir bald die Königsetappe geschafft haben. Eine Strecke, die dann noch länger geworden ist, als ursprünglich geplant. 52 Kilometer waren wir unterwegs. Wir haben wieder einen Meilenstein erreicht, auf unserem Weg, nächste Woche Dienstag die 21. Etappe von Venlo nach Selfkant zu laufen. Diese wird der Höhepunkt des ALS Deutschlandlaufs. Der gemeinsame Marathon, zusammen mit hoffentlich vielen Begleitern, und Bruno im Rolli.

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Borchen - Begegnung mit jahrtausendalter Geschichte

Ein paar Worte über Borchen müssen sein. Hier ist ein unbelastetes Natur- und Landschaftsbild vorzufinden. Ein Kontrast aus dichten Buchenwäldern und weiten Ackerflächen machen die Gegend um Borchen zu etwas Besonderem. Neben wunderschönen Fachwerkhäusern lohnt sich ein Besuch des Schlosses Hamborn. Es stammt aus dem 19. Jahrhundert und wurde aus Naturstein mit typischen Stilelementen der Weserrenaissance gebaut. Im Schloss ist mittlerweile ein Hofgut untergebacht, welches regionale Produkte zum Verkauf anbietet. Außerdem lädt das Café Alte Schule, welches sich im Schloss Hamborn befindet, zu einem leckeren Stück Kuchen ein.

Im alten Ortsbild von Borchen bildet der Mallinckrodthof einen zentralen Punkt. Das Haupthaus ist umringt mit einer von Quellwasser gespeisten Gräfte. Eine Scheune, ein Brauhaus, eine Schmiede, ein Kuh- und Schafstall sowie der in der Gartenanlage befindliche "Annettchentempel" gehören zu Beginn des 19. Jahrhunderts zum Haupthaus. Bei einem ihrer Besuche soll sich Annette von Droste-Hülshoff in diesem Tempelchen gerne aufgehalten haben und einen Teil der "Judenbuche" verfasst haben. Heute lädt der Mallinckrodthof zu einem Spaziergang ein.

In Kirchborchen sind zwei Gräber aus der Jungsteinzeit zu finden. Sie wurden etwa 2500 bis 2000 vor Christus von der bäuerlichen Bevölkerung erbaut. Allerdings liegt der Eingang dieser Steinkistengräber unter der Erdoberfläche, sodas er nicht direkt erkennbar ist.

Eindrücke der 15. Etappe auf Instagram

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Neues von Bruno Schmidt

Im Gegensatz zu mir hatte Bruno heute keinen guten Tag. Er war schon morgens schlapp und wurde nicht richtig fit. Er wurde sogar für zwei Stunden ins Bett auf die Seite gelegt. Wahrscheinlich ist die heutige Fitness der Tagesform geschuldet und diese kann ja auch bei gesunden kräftig schwanken. 

Meine aktuelle Tagesform hängt sehr von der Ernährung ab, die ich am Vortrag hatte und gestern mittag, abends und heute Morgen war alles prima. Endsprechend ging ich mit vollen Tanks und zuversichtlich auf die Strecke. Daher interessiert mich, wie Bruno aktuell ernährt wird. Gegessen hat er schon lange nichts mehr. Aktuell erhält er vier Mal pro Tag 300 ml "Sondennahrung" über die Magensonde. Hochkalorische und mit Mineralstoffen angereicherter Brei. Dazu erhält er insgesamt sechs Mal pro Tag 250 bis 300 ml Flüssigkeit. Und mit dieser Ernährung kann er sein Gewicht schon lange halten. Der 1,70 Meter kleine, große Bruno hat einst athletische 67 kg gewogen. Jetzt ist es als Erfolg zu sehen, dass er seit Jahren die 55 kg hält. Die Muskeln des Bewegungsapparates sind geschrumpft, aber die inneren Organe und die Muskeln, die die inneren Organe antreiben und schützen sind noch leistungsfähig.

Für die Statistik

Läufer*innen am Start:

Andreas Butz, Daniel Steinbach

Marathonläufer im Ziel:

Andreas Butz

Danke, dass du dich für mein Projekt interessierst. Ich hoffe es macht auch dir eine Freude, dass wir unsere Erlebnisse direkt aufschreiben. Und wenn du uns und meinem Freund Bruno Schmidt ebenfalls eine Freude machen möchtest, dann schau doch mal, ob einer der nachfolgenden Vorschläge für dich von Interesse ist.

Herzlichst,

Andreas


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*netto bedeutet, die reine Zeit in Bewegung, also die Gesamtzeit abzüglich Stopps, wie Fotostopps, Toilettenpausen und Trinkpausen im Stehen. Brutto können die einzelnen Etappen durchaus 15 bis 20 Minuten länger dauern. Eine längere Pause wird aber nie eingelegt.

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