11/21 - AXA Claus Decker Spendenmarathon - 42,8 Kilometer zwischen Himmel und Hölle

11/21 - AXA Claus Decker Spendenmarathon - 42,8 Kilometer zwischen Himmel und Hölle

Mir war klar, dass solche Tage irgendwann kommen. Tage, an denen das Laufen weniger Freude macht und ich am liebsten einen Ruhetag eingelegt hätte, um mich von den vorangegangenen Strapazen zu erholen. Aber so funktioniert der 21-tägige ALS Deutschlandlauf nicht. So habe ich das nicht geplant.
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Schlimmer geht immer - die elfte Etappe von Bleicherode-Niedergebra nach Heilbad Heiligenstadt

Samstag, 13. August 2022

  • Spendenmarathon heute: 42,2 Kilometer, 280 Höhenmeter (Aufzeichnung auf Strava ansehen), Ø HF: 114 bpm, Ø Pace: 6:04 min/km (*netto)
  • Deutschlandlauf bisher: 480,7 Kilometer, 3050 Höhenmeter

Niemand wird kommen und mich retten oder doch?

Mir war klar, dass solche Tage irgendwann kommen. Tage, an denen das Laufen weniger Freude macht und ich am liebsten einen Ruhetag eingelegt hätte, um mich von den vorangegangenen Strapazen zu erholen. Aber so funktioniert der 21-tägige ALS Deutschlandlauf nicht. So habe ich das nicht geplant.

Wir hatten geplant, in einer schönen Airbnb Wohnung eine erholsame Nacht zu verbringen. Allerdings hat diese uns bereits beim Betreten nicht sonderlich gut gefallen. Wir haben uns nicht wirklich wohl gefühlt und diese Nacht in der "Höhle der Mücken" auch sehr schlecht geschlafen. Somit hatten Gisela und ich heute Morgen schon ein Thema. Wir konnten uns dieses Mal unsere jeweilige Nachtruhe und Wachzeiten nacherzählen. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass die Beine heute auch etwas müde sind. Aber was soll's? Klagen hilft nicht. Wir machen uns auf den Weg auf die elfte Etappe.

Die ersten sieben Kilometer vergehen schleppend. Doch plötzlich erblicke ich einen Fahnenmast mit einer großen, mindestens drei Meter langen Fahne des glorreichen 1. FC Köln. Bei diesem Anblick schlägt meine Stimmung schlagartig um. Jetzt bin ich mir sicher, dass heute ein guter Tag wird.

Zudem gibt Gisela ihr Bestes, um mich zu unterhalten. Während des Laufens wird mir klar, dass ich heute noch zwei liebe Menschen treffen werde, die extra für uns an die Strecke kommen - eine Lauffreundin und Daniel Bergenkemper. Darauf freue ich mich schon sehr und an diesem Gedanken halte ich mich fest.

Doppeltes Bergfest in Leinefelde

Endlich haben wir die Halbmarathonmarke erreicht. Ein Grund, kurz inne zu halten. Wir feiern Bergfest - doppeltes Bergfest. Zum Einen haben wir die Hälfte des heutigen AXA-Spendenlaufs erreicht. Aber vor allen Dingen haben wir auch die Hälfte des ALS Deutschlandlaufs gemeistert. Das heißt, zehneinhalb Marathons und gute 450 bis 460 Kilometer liegen jetzt hinter uns. Wow! Das muss man sich erst mal vor Augen führen.

Dennoch entwickelt sich diese Etappe als zäh. Die Fahne des 1. FC Köln bei Kilometer sieben hat nur zu einer kurzen Dopaminausschüttung geführt. Doch lange verweilten diese Glückshormone nicht in meiner Blutbahn. Der heutige Lauf ist sehr anspruchsvoll und schon meine Stimmung kippt.

Es ist windstill. Da die Sonne im Osten aufgeht, knallt sie mir auf meinen Rücken. Einerseits ist die Strecke heute schön. Doch andererseits ist sie wenig abwechslungsreich. Unsere Route führt uns entlang der Wippper und über Fernradwege. So bleiben uns wenigstens viel befahrene Landstraßen heute erspart. Wir laufen durch viele kleine Orte, die sich ähneln. Sie liegen an der Landstraße, aneinandergereiht wie Perlen einer Perlenkette. Auf meine mentale Verfassung wirkt sich dieser Umstand positiv aus, da ich mir immer wieder kurze Zwischenziele setzen kann. Allerdings fehlt es an Herausforderungen für das Auge, aber auch sportlicherseits. Also laufe ich weiter. Kilometer für Kilometer.

Mentale Grenzen sprengen

Nach 35 Kilometer, sehe ich zwei Läufer auf mich zukommen. Mit dem Einen hatte ich gerechnet und mit dem Anderen nicht. Daniel Berkenkemper aus Frankfurt und Heiko Verheyen aus Hamburg erwarten mich an der Strecke. Beide wollen mit mir laufen und haben sich zufälligerweise getroffen. Was für eine schöne Überraschung! Von jetzt an wechselt meine Stimmung um 180 Grad. Zwar ist die muskuläre Anspannung die Gleiche, aber mental ändert sich für mich einiges. Ich bin voller Freude und plaudere mit Daniel und Heiko. Beide erzählen, wie sie die letzten Tage empfunden haben. Sie erzählen, wie sie sich hier auf der Strecke kennengelernt haben. Gisela macht Fotos und plötzlich sind auch die letzten sieben Kilometer vorbei.

Was es doch für ein Unterschied machen kann, wenn man abgelenkt ist und nicht immer in sich hineinfühlt. Ich bin glücklich darüber, heute meinen elften Marathon am Stück gelaufen zu sein. Im Ziel wartet bereits eine Lauffreundin auf uns. Sie ist ebenfalls Laufcampus Trainerin und ich freue mich sehr, dass sie mich morgen ein Stück begleiten möchte.

Drei Lauffreunde aus dem Laufcampus Trainernetzwerk, die extra wegen mir nach Heilbad-Heiligenstadt gekommen sind - das ist einfach wunderbar. Nun bin ich ein glücklicher Mensch.

Daniel verabschiedet sich in Richtung seiner Familie, Gisela, Heiko und ich gehen noch zusammen zum Essen und haben Glück in einem guten Gasthof mit Plätzen im Freien. Dann packt Heiko seine Überraschung aus. Bei Freunden und Familie hat er auf den ALS Deutschlandlauf aufmerksam gemacht und sensationelle 750 Euro zu Gunsten von ALS – Alle Lieben Schmidt e.V. gesammelt. Ich bin perplex, gerührt und auch ein wenige stolz auf solches Engagement. Davon muss ich Bruno berichten.

Heilbad Heiligenstadt - in der Nähe des geografischen Mittelpunkt Deutschlands

Ein paar Worte über Heilbad Heiligenstadt müssen sein. Diese über 1000 Jahre alte Stadt liegt im Talkessel von Leine und Geislede und ist umringt von Wald und Grün. Dank eines gut ausgebauten Wander- und Radwegnetzes zieht Heilbad Heiligenstadt Wanderer, Radfahrer und Läufer magnetisch an. Diese pulsierende Stadt verkörpert das regionale Verwaltungs- und Repräsentationszentrum in Eichsfeld. Kulturbegeisterte sollten unbedingt dem Zentrum der Stadt einen Besuch abstatten. Das Eichsfelder Heimatmuseum und das Literaturmuseum Theodor Storm erfreuen sich besonders großer Beliebtheit. Aber auch die Klausmühle oder das barocke Mainzer Schloss auf dem Friedensplatz laden zu einer Besichtigung ein. Wer das Flair von Heilbad Heiligenstadt genießen möchte, sollte einen Bummel durch die Wilhelmstraße, einer rund ein Kilometer langen Flaniermeile, unternehmen.

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Neues von Bruno Schmidt

Wie immer, so auch heute, sprechen wir zunächst über die zurückliegende Marathonetappe. Der frühere Rad-Leistungssportler Bruno Schmidt will von mir alles genau wissen und kann sehr gut einschätzen, was manchmal mit mir passiert. Weil ich noch mit Heiko zusammen sitze, bringt er sich auch ins Gespräch ein und Heiko erzählt, wie es zu der Spende in Höhe von 750 Euro gekommen ist.

Als wir wieder alleine sprechen, reden wir übers Duschen. Heute morgen hat Bruno geduscht. Ich habe ihn gefragt, wie lange das bei ihm dauert?

„Zwei Stunden. Das trauen sich auch nicht alle Pfleger zu. Aktuell machen das nur Joël und Lena“.

Der Prozess aus Ausziehen, Morgentoilette, mit dem Hebearm im Bad richtig Platzieren, Waschen, Trocknen, wieder Anziehen ist komplex und hat viel mit Trauen und Vertrauen zu tun. Was bei mir vielleicht 20 Minuten dauert, dauert bei Bruno gut 120 Minuten. Und Bruno erzählt mir, wie er in einem Reha-Aufenthalt das erste Mal gewaschen wurde und eine Pflegerin genau die richtigen Worte gefunden hat, um ihm die Scham zu nehmen. Und all diese Erfahrungen gibt Bruno in Einzelgesprächen, in der Selbsthilfegruppe und über seinen YouTube Kanal weiter. Auch dafür hat er das Bundesverdienstkreuz bekommen.

Für die Statistik

Läufer*innen am Start:

Andreas Butz

Marathonläufer im Ziel:

Andreas Butz

Danke, dass du dich für mein Projekt interessierst. Ich hoffe es macht auch dir eine Freude, dass wir unsere Erlebnisse direkt aufschreiben. Und wenn du uns und meinem Freund Bruno Schmidt ebenfalls eine Freude machen möchtest, dann schau doch mal, ob einer der nachfolgenden Vorschläge für dich von Interesse ist.

Herzlichst,

Andreas


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*netto bedeutet, die reine Zeit in Bewegung, also die Gesamtzeit abzüglich Stopps, wie Fotostopps, Toilettenpausen und Trinkpausen im Stehen. Brutto können die einzelnen Etappen durchaus 15 bis 20 Minuten länger dauern. Eine längere Pause wird aber nie eingelegt.

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