Erlebnisbericht zum 10. Spendenmarathon von Kelbra nach Bleicherode-Niedergebra

10/21 - Laufcampus Spendenmarathon – 430 Kilometer sind geschafft

Beim heutigen Marathon habe ich keine Ausreden. An unserem letzten Etappenziel Kelbra werden mittags freundlich vom stellvertretenden Bürgermeister Frank Meyer empfangen.

Beste Laune auf der zehnten Etappe von Kelbra (Kyffhäuser) nach Bleicherode-Niedergebra

Freitag, 12. August 2022

  • Spendenmarathon heute: 43,0 Kilometer, 350 Höhenmeter (Aufzeichnung auf Strava ansehen), Ø HF: 122 bpm, Ø Pace: 5:48 min/km (*netto)
  • Deutschlandlauf bisher: 438,5 Kilometer, 2770 Höhenmeter

Wohlfühlatmosphäre in Kelbra (Kyffhäuser)

Beim heutigen ALS Spendenmarathon habe ich keine Ausreden. An unserem letzten Etappenziel Kelbra werden wir mittags freundlich vom stellvertretenden Bürgermeister empfangen. Nach einer schnellen Dusche, finden wir in unmittelbarer Nähe ein italienisches Restaurant, wo wir sehr gut speisen. Am Abend überzeugt uns die Küche unserer Pension Weidemühle. Die Betten in der Pension sind ebenfalls sehr bequem. So haben Gisela und ich sehr gut geschlafen. Ich habe heute somit keinen Grund zum Jammern.

Heute Morgen treffen wir erneut den stellvertretenden Bürgermeister Frank Meyer. Er lässt es sich nicht nehmen, uns mit einem Schulterklopfen auf den Weg zu schicken. Doch vorher haben wir noch die Freude, der Journalistin Stefanie Rohland, der hiesigen Zeitung ein Interview zu geben. Sie kann sich nicht vorstellen, wie man solch ein Laufabenteuer meistern kann. Sie interessiert sich für den Hintergrund dieses Laufs, aber auch für Getränke und Verpflegung auf der Laufstrecke. Um 7:40 Uhr laufen wir schließlich los. Wir durchqueren erneut den Ort Kelbra, den wir uns am Vorabend bei einem Spaziergang noch angeschaut haben. Wenig später geht es rechts ab zur Talsperre. Etwa vier Kilometer unserer Route führen uns entlang des Stausees. 

Herausforderung zum Start

Nun müssen wir uns durch ein Drehkreuz schlängeln. Das funktioniert sehr gut. Wir haben Freude und machen Fotos. Während unseres Laufs über den Staudamm beobachten wir die vielen Vögel und staunen über die vielen Graureier. Am Ende des Staudamms wartet das nächste Tor mit einer Überraschung auf uns. Statt eines Drehkreuzes erwartet uns ein abgeschlossenes Tor. Gisela und ich schauen uns zunächst ratlos an und empfinden das schließlich als Herausforderung. Kein Grund für schlechte Laune. Kurzerhand nehmen wir das Gepäck ab und schlängeln uns mit dem 25 Kilo schweren E-Bike am Tor vorbei über die Felsen der Staumauer. Ein anderer Radfahrer erblickt uns. Er grinst, fotografiert uns und als wir die Hausaufgabe gemeistert haben, sagt er: „300 Meter zuvor ist ein Drehkreuz. Das hättet ihr auch nehmen können.“ Ein lustiger Start in den Tag.

Einblick in mein Innenleben

Als wir nach zehn Kilometern die 400-Kilometer-Marke unseres ALS Deutschlandlaufs erreichen, lassen Gisela und ich die ersten neuneinhalb Etappen Revue passieren. Wir tauschen ausschließlich gute Erinnerungen aus. Und ich denke mit ihr darüber nach, wie glücklich ich bin, dass ich meinen Followern bisher 400 Kilometer bieten konnte. Ich war im Vorhinein besorgt, dass ich diese Herausforderung möglicherweise körperlich nicht meistern kann. Natürlich habe ich super trainiert und es hat fast alles geklappt, was ich mir vorgenommen habe. Und selbstverständlich bin ich mit der Überzeugung an den Start gegangen, dass ich dieses Abenteuer schaffen kann. Aber mehr als drei Marathons an aufeinanderfolgenden Tagen bin ich bisher nie gelaufen. Diese Aufgabe – 21 Solomarathonläufe in 21 Tagen – befindet sich somit komplett außerhalb meines bisherigen Erfahrungshorizonts. Heute weiß ich, wir werden den zehnten Marathon in Folge meistern und schon mittags auf 430 Kilometer zurückblicken. Und falls doch irgendwelche unerwarteten Komplikationen auftreten sollten, werde ich meine Freunde, die mir folgen nicht enttäuscht haben. Dessen bin ich mir sicher. Denn ich habe gezeigt, dass ich dieses Projekt ernst nehme und nicht nur ankündige, sondern auch liefere.

Eine Schnapsbrennerei lässt mich in Erinnerungen schwelgen

Für etwa fünf Kilometer laufen wir durch Nordhausen. Aufgrund unserer Streckenführung kann ich nicht wirklich beurteilen, ob Nordhausen eine hübsche Stadt ist. Immerhin laufen wir durch einen Park an der Hochschule, um wenig später an einer Schnapsbrennerei vorbeizulaufen. Ich lese „Nordhäuser Doppelkorn“ und denke darüber nach, ob es diesen früher auch im Westen zu kaufen gab? Mein Vater hatte früher einen Spirituosenhandel und ich meine mich zu erinnern, dass dieser bei Schnapstrinkern eine beliebte Kornmarke war.

Herausforderungen in der Innenstadt

Das Durchlaufen von Städten hat viele Herausforderungen für Gisela und mich. Es sind die vielen Kreuzungen, ob mit oder ohne Ampeln, an denen wir aufpassen müssen. Oft müssen wir die Straßenseite wechseln, weil sich nur auf der einen Seite ein Bürgersteig oder Radweg befindet. Kreisverkehre sind auch nicht ohne. In Nordhausen mussten wir auch Straßenbahnlinien kreuzen. Das alles bedeutet ein ständiges Stop-and-Go und ein ständiges Aufpassen. Wir müssen sehr diszipliniert sein, um uns nicht dazu verleiten zu lassen, über rote Ampeln zu laufen. Allerdings hat das Durchlaufen von Städten nicht nur Nachteile. Durch die permanent geforderte Aufmerksamkeit vergehen die Kilometer wie im Fluge.

Nun sind es noch 15 Kilometer bis zu unserem Ziel. Längst haben wir die Felder wieder erreicht und die abgeernteten Kornfelder machen uns deutlich, warum so manche Region den Namen „Goldene Aue“ trägt.

Querfeldein muss heute sein

Nun sind es noch drei Kilometer bis zum nächsten Ziel, als ich mit Gisela zusammen die letzten Kilometer seit Nordhausen Revue passieren lasse, die sich für uns als sehr schön und gut laufbar erweisen. Wir erleben rechts und links des Weges viel Landwirtschaft. Mal mit Güllewagen und mal ohne...

Im Gegensatz zur gestrigen Etappe sind wir heute hauptsächlich auf Feldwegen unterwegs. Wobei wir unterwegs noch eine kleine Herausforderung meistern mussten. Während wir durch die Felder laufen, meldet sich plötzlich Giselas Navi und zeigt uns an, dass wir unsere Route verlassen haben. Wir müssen feststellen, dass der von uns geplante Feldweg kurzerhand zum Feld umgewidmet wurde. Der Bauer hat aus zwei Einzelflächen vermutlich eine Fläche gemacht. So laufen wir im wahrsten Sinne des Wortes querfeldein. Und zum ersten Mal profitierten wir von den trockenen, abgeernteten Feldern. Hätte es am Vortag geregnet, hätten wir einen Umweg nehmen müssen. Wir sind dankbar, auch den zehnten Marathon am zehnten Tag gut zu schaffen und freuen uns bereits auf den morgigen Lauf, bei dem wir das Bergfest feiern können.

„Das waren heute für mich als Radfahrer wirklich zwei Herausforderungen. Die erste Herausforderung war ein ziemlich steiler Anstieg nach etwa 29 Kilometern. Der Anstieg war nicht asphaltiert, sondern ein Wald- und Wiesenweg mit tiefen Schlaglöchern und Spurrinnen. Da musste ich den Esel schon sehr konzentriert hochtreiben. Die zweite Herausforderung war das abgeerntete Feld, das wir querfeldein genommen haben. Auch das war nicht so einfach, weil die verbliebenen Halme 20 bis 30 cm hoch standen und ich versuchen musste, drumherum zu fahren. Aber wir haben es gemeistert und der Esel hat heute auch wieder tapfer durchgehalten“, erzählt Gisela freudig.

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Nordhausen - ein beliebtes Ausflugsziel

Ein paar Worte über Nordhausen müssen sein. Zwar befindet sich hier nicht unsere Unterkunft, dennoch haben wir diese Stadt durchquert. Nordhausen ist überregional für die Spirituosenherstellung, besonders für den Doppelkorn bekannt. Aber Nordhausen hat noch viele weitere Facetten, als bloß seinen Doppelkorn. Die wunderschöne Altstadt lädt mit ihren Fachwerkhäusern zu einem Spaziergang ein. Im Norden der Altstadt befindet sich das Torhäuschen, ein liebevoll verzierter Fachwerkbau. Die St.-Blasii-Kirche ist die größte Kirche der Stadt. Das Theater und der Zwinger ziehen ebenfalls die Blicke der Touristen auf sich. Das Rathaus weist den typischen Charakter eines Handels- und Verwaltungsgebäudes auf. Diese Renaissancebau sollte man sich bei einem Besuch in Nordhausen ebenfalls nicht entgehen lassen. Im Park um den Petriturm lässt sich das schöne Wetter genießen. Anlässlich der zweite Thüringer Landesgartenschau im Jahr 2004 wurde das Umfeld des Turmes neu gestaltet. Der Peterberggarten befindet sich unweit des Petriturms und stellt eines der schönsten Ausflugsziele in Nordhausen dar. Er bietet einen traumhaften Ausblick auf die Stadt.

Für geschichtliche Interessierte bietet sich zudem ein Besuch der Gedenkstätte Mittelbau-Dora an. Neben einer Dauerausstellung zur Entstehung und Funktion des Lagers werden außerdem Führungen im Lagergelände sowie in den Stollenanlagen angeboten.

Eindrücke der 10. Etappe auf Instagram

-> Für mehr Bilder nach rechts klicken

Neues von Bruno Schmidt

Bei unserem heutigen Telefonat konnte Bruno die Tränen nicht zurückhalten. Ein Freund aus Aachen ist an ALS gestorben. Etwa sechs Jahre nach der Erstdiagnose. Die durchschnittliche Lebenserwartung nach der Diagnose beträgt vier Jahre, Bruno ist im achten Jahr. Ein Freund aus den ersten Zeiten der Selbsthilfegruppe, die Bruno mit Treffen in Linnich eingerichtet hat. Erst wollte sein Freund sich nicht helfen lassen, dann war er ein Aktivposten im Verein. Es braucht Menschen, die sich engagieren, jetzt ist mal wieder einer von ihnen gegangen. Brunos Freund (64 Jahre) hatte mehrere Schicksalsschläge zu verkraften, den Krebstod seiner ersten Frau und vor einer Wochen den Tod seiner Mutter. Nun ist auch er gegangen. Vor zwei Tagen hat Bruno mit seiner zweiten Frau telefoniert. 

Sich für Menschen zu engagieren, deren Schicksal feststeht, deren Leiden man nur lindern, deren Situation man nicht ändern, nur erträglicher machen kann, auch das macht Brunos selbstauferlegte Aufgabe so besonders. Ich weiß nicht, wie oft Bruno weint, ich weiß nur, dass er viel zu oft einen Anlass dazu hat. Ruhe in Frieden, lieber Freund, von meinem Freund. 

Für die Statistik

Läufer*innen am Start:

Andreas Butz

Marathonläufer im Ziel:

Andreas Butz

Danke, dass du dich für mein Projekt interessierst. Ich hoffe es macht auch dir eine Freude, dass wir unsere Erlebnisse direkt aufschreiben. Und wenn du uns und meinem Freund Bruno Schmidt ebenfalls eine Freude machen möchtest, dann schau doch mal, ob einer der nachfolgenden Vorschläge für dich von Interesse ist.

Herzlichst,

Andreas


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*netto bedeutet, die reine Zeit in Bewegung, also die Gesamtzeit abzüglich Stopps, wie Fotostopps, Toilettenpausen und Trinkpausen im Stehen. Brutto können die einzelnen Etappen durchaus 15 bis 20 Minuten länger dauern. Eine längere Pause wird aber nie eingelegt.

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