"Ich brauche keinen inneren Schweinehund zu überwinden" – Bernhard Mattes
Bernard Mattes, geb. 1956 ist leidenschaftlicher Läufer. Der Vorsitzende der Geschäftsführung der Ford-Werke GmbH in Köln schnürt mindestens dreimal pro Woche noch vor dem Frühstück seine Laufschuhe. Meist genießt er einfach die Bewegung an der frischen Luft, manchmal nimmt er aber auch ein paar Denksportaufgaben mit auf die Runde, wie er Andreas Butz anlässlich eines gemeinsamen Laufs in Köln verriet.
Bernhard Mattes im Gespräch mit Andreas Butz
Andreas Butz: Herr Mattes, von Ihnen ist bekannt, dass Sie gerne Tennis spielen und regelmäßig laufen. Was verbinden Sie mit dem Laufhobby?
Bernhard Mattes: Laufen ist eine der Sportarten die ich sehr gerne betreibe, am liebsten am frühen Morgen. Dabei kann ich nicht nur entspannen, sondern auch die Gedanken kreisen lassen. Das Laufen an der frischen Luft hilft aber auch, schwierige Aufgaben oder Problemstellungen zu durchdenken. Oft ist es aber einfach nur die Freude an einem schönen Morgen.
Das heißt, Sie nehmen manchmal ganz bewusst ein Paket an Denkaufgaben mit auf Ihre Trainingsrunden?
Ja, das ist so. Nicht immer, aber wenn ich mich mit einer größeren Thematik beschäftige, dann nehme ich mir ganz bewusst ein Paket mit und denke darüber nach, wie ich es angehen möchte. Ist der Körper in Bewegung, dann ist auch der Kopf beweglicher. Ich frage mich z. B., welche Möglichkeiten inhaltlicher Natur es gibt? Wie wird die Zielsetzung dazu formuliert? Oft komme ich von solch einer Runde tatsächlich mit neuen, guten Ideen zurück. Und das ist sehr schön.
Passt Ihnen das morgendliche Training daher am besten in Ihren Arbeits- und Tagesablauf oder empfinden Sie den Morgen als wertvollste Tageszeit zum Laufen?
Es ist tatsächlich das Zweite. Ich hätte am Wochenende auch die Gelegenheit mittags, nachmittags oder abends zu laufen. Aber auch da laufe ich gerne morgens früh. Und wenn ich dann zurückkomme und frisch geduscht bin und mit meiner Frau frühstücke, ist das einfach ein wunderschöner Start in den Tag.
Dann sind Sie ein Nüchternläufer, Aufstehen, in die Laufschuhe springen und auf geht's?
Genauso ist es. Ich mache mich nur kurz frisch, ziehe mich an und dann geht es los. Das heißt, ich nehme erst einmal nichts zu mir. Und dann kann ich gut zehn, zwölf oder dreizehn Kilometer laufen.
Direkt von zu Hause aus?
Ja, das ist das Schöne. Ich habe keine lange Anfahrt, sondern kann von zu Hause aus direkt starten. Nach nur wenigen Metern bin ich am Kölner Stadtpark oder am Rautenstrauchkanal. Durch diese unmittelbare Nähe bin ich überhaupt erst zum Laufen gekommen.
Und wie oft laufen Sie wöchentlich?
Meistens drei Mal. Ich lasse fast kein Wochenende ausfallen. Und wenn ich geschäftlich unterwegs bin, nehme ich einfach meine Laufschuhe mit. In der Sommersaison komme ich gut und gerne auf durchschnittlich drei Lauftage pro Woche.
Variieren Sie Ihr Tempo und Ihre Trainingstrecken?
Ja, ich laufe unterschiedliche Längen. Dies hängt mit meinem weiteren Tagesablauf zusammen. Wenn ich noch zu einer Radtour verabredet bin, laufe ich nicht meine 13-Kilometerstrecke. Und wenn ich frühmorgens laufe und hinterher noch ins Büro gehe, dann laufe ich nur eine 6- bis 7-Kilometerrunde. Auch bei den langen Läufen variiere ich gerne. Der Stadtwald bietet sich dafür gerade zu an – mal laufe ich halb oder ganz um den Decksteiner Weiher, oder es geht am Stadion des 1. FC Köln entlang. Zwar variiere ich gerne, aber wenn ich nicht in angemessener Zeit zurückkommen würde, wüsste meine Frau, wo sie mich findet.
So gut trainiert wie Sie sind, nehmen Sie sicher auch an Volksläufen teil?
Nein, eigentlich nicht. Ich finde diese Läufe immer sehr spannend, und Läufe wie den Nikolauslauf im Kölner Stadtwald auch recht lustig: Wenn ich an diesen Tagen morgens durch den Stadtwald laufe und sehe die Vorbereitungen der erste Läufer und Läuferinnen mit einer Nikolausmütze auf dem Kopf, ist das schon ein netter Anblick. Ich persönlich mag es dagegen lieber, wenn ich alleine unterwegs bin und meinen Gedanken freien Lauf lassen kann.
Dann sind wir beim Nikolauslauf zwar noch nicht gemeinsam gelaufen, vielleicht aber mal aneinander vorbei?
Es ist durchaus möglich, dass Sie sich warmgelaufen haben und ich auf meinem Weg nach Hause an Ihnen vorbeigekommen bin.
Das Schöne bei Läufen wie dem Nikolauslauf ist, dass man hier die ambitionierten Sportler der Sporthochschule genauso findet wie diejenigen, die einfach nur Spaß haben wollen und gemütlich mit einer Nikolausmütze laufen. Das zeigt die ganze Bandbreite dieses Sports.
Richtig. Wir waren ja viele Jahre hier in Köln Unterstützer und Sponsor des Köln Marathons – damals der "Ford-Köln-Marathon". Dort war ich regelmäßig und auch bei den Starts dabei – ebenso wie gemeinsam mit Ferdinand Linzenich bei der Moderation. Das war natürlich hochspannend und hochinteressant. Ich bewundere auch die Läufer, die sich für die Marathonstrecke entscheiden und nach einer unglaublich kurzen Zeit am Ziel sind. Es ist faszinierend, wie gut austrainiert die Menschen sind und wie viel Spaß sie an dem Sport haben. Ich persönlich fühle mich dagegen wohler, wenn ich alleine Laufen kann. Ich brauche so ein großes Feld nicht. Eine Ausnahme gibt es allerdings: Beim Kölner Firmenlauf, bei dem Ford mit einer großen Laufgruppe vertreten ist, bin ich auch selbst als Läufer dabei. Beim vergangenen Firmenlauf im Mai 2014 sind mehr als 1.000 Ford-Mitarbeiter mitgelaufen.
Über tausend? Respekt.
An dem Firmenlauf haben insgesamt 6.000 Läufer teilgenommen, mehr als 1.000 davon waren Mitarbeiter von Ford, die sich mit ihrer Teilnahme für einen guten Zweck eingesetzt haben. Weltweit nehmen wir zugunsten diabeteskranker Menschen an Charity-Läufen teil. Über den Firmenlauf haben wir beispielsweise Geld gesammelt, das in eine Stiftung geht, die Diabetes-Patienten unterstützt. Diese Stiftung wurde einst von Edsel Ford gegründet. Und wie erwähnt, bin ich bei diesem Lauf nicht nur Schirmherr, sondern auch selbst als Läufer aktiv. Das ist für mich eine Ehrensache.
Bei über 17.000 Mitarbeitern in Köln ist das immerhin jeder 17., ein gute Resonanz. Was haben Sie dafür getan?
Wir haben diese Beteiligung durch über mehrere Maßnahmen unterstützt. Im Vorfeld haben wir unsere internen Kommunikationsmedien genutzt, um über den Firmenlauf zu informieren und Mitarbeiter damit zur Teilnahme zu motivieren. Schließlich ist Bewegung nicht nur für jeden Einzelnen gut ist, und in diesem Fall wurde damit auch noch ein guter Zweck unterstützt.. Die Ford-Freizeit-Organisation hat bei der internen Organisation geholfen. Außerdem bekamen alle Ford-Läufer ein eigenes Ford-Trikot, so dass wir auch erkennbar waren.
Glauben Sie, dass auch Unternehmen umso fitter sind, je mehr ihrer Mitarbeiter Sport treiben? Ich meine die wirtschaftliche Fitness eines Unternehmens?
Je mehr Menschen sich sportlich betätigen, umso besser ist die Grundkondition des Einzelnen. Das kann einen Einfluss auf die Grundkonditionen eines Unternehmens haben. Wichtig ist allerdings noch ein weiterer Punkt: Viele Sportarten können bei der Prävention bestimmter Krankheiten helfen – etwa bei der Prävention von Rückenerkrankungen. Außerdem kann die ein oder andere körperliche Einschränkung durch sportliche Betätigung unter der richtigen Anleitung auch gelindert werden bzw. der Betroffene lernt, besser damit umzugehen. Über die Ford-Freizeit-Organisation (FFO) bieten wir unseren Mitarbeitern eine Bandbreite an sportlichen Aktivitäten – auch in Vereinen – an. Zudem gibt es mit "Ford-Fit" auch ein Fitness-Zentrum, in dem unsere Mitarbeiter unter professioneller Betreuung ein großes Kursangebot nutzen oder individuell trainieren können. In Verbindung mit unserem Ford Gesundheitsdienst haben wir das Ziel, unseren Mitarbeitern den Zugang zu sportlicher Aktivität zu erleichtern. – alles natürlich auf freiwilliger Basis. Denn je fitter sich der Einzelne über Sport und Bewegung hält, desto fitter ist auch das Unternehmen.
Und Firmenläufe sind hier der perfekte Einstieg, weil nicht der Leistungsgedanke im Mittelpunkt steht, sondern durch die eigene Teilnahme sein Team zu unterstützen.
Absolut, vollkommen richtig.
Wenn Sie persönlich – neben den Firmenläufen – keine Wettkämpfe laufen, erleben Sie dennoch besondere Laufmomente? Müssen Sie auch mal den inneren Schweinehund besiegen?
Nein, ich brauche keinen inneren Schweinehund zu überwinden, denn sondern für mich ist Laufen einfach pure Freude. Und da ist letztlich auch das Wetter egal. Natürlich ist es schöner, morgens bei Sonnenaufgang zu laufen. Aber wenn es regnet, dann laufe ich auch. Und wenn es schneit, dann laufe ich ebenso. Ganz früh morgens durch den verschneiten Stadtwald in Köln zu laufen und die ersten Spuren auf die dann eigentlich nicht mehr sichtbaren Wege zu legen, das ist auch sehr schön! Wenn ich laufe, bin ich wirklich immer sehr positiv gestimmt und freue mich auf die Sauerstoffdusche, die frische Luft, die Bewegung. Dann bin ich auch wirklich gut drauf, wie man zu sagen pflegt, das ist auch nach dem Duschen nicht vorbei. Sehr spannend ist es natürlich, wenn ich auf Reisen bin – besonders in Städten mit interessanten Laufstrecken: Es ist einfach toll, in Washington am frühen Morgen bei Sonnenschein die Mall rauf und runter zu laufen, oder in Hamburg, morgens vor dem Frühstück einmal um die Alster zu laufen. In München kann man zum Beispiel schön vor dem Frühstück den nördlichen oder südlichen Teil des Englischen Gartens durchlaufen. Das ist für mich dann gleichzeitig auch Sightseeing.
Wenn wir mit unserem Interview bzw. Sie mit Ihrer Lauffreunde nun den einen oder anderen zum Laufen motiviert haben sollten, können Sie abschließend ein paar Tipps formulieren, wie ein perfekter Start in die Laufkarriere gelingt?
Als allererstes muss der- oder diejenige es wollen, die Lauferfahrung zu machen. Zweitens sollte man das Ganze dann langsam angehen und sich auch langsam steigern, und sich keine zu argen Ziele setzen. Ganz wichtig ist dabei vor allem, die Freude daran entwickeln zu können. Wenn keinerlei Freude aufkommt, wird es zur tagtäglichen Quälerei. In diesem Fall würde ich empfehlen, lieber etwas anderes auszuprobieren, das darüber Ausgleich und körperliche Ertüchtigung bietet und zugleich noch Spaß macht. Mein Fazit lautet also: das Ganze langsam angehen lassen, dann steigern und immer Spaß daran haben.
Herr Mattes, vielen Dank für die motivierenden Ideen und Gedanken.
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