Andreas Butz beim Jungfrau Marathon

13. Jungfrau Marathon 2005 – Ein Erlebnisbericht

2005 startete Andreas Butz beim Jungfrau Marathon, einem beliebten Alpin-Marathon in der Schweiz. Es war erst sein zweiter Bergmarathon, doch er war deutlich schneller unterwegs als ein Jahr zuvor in Liechtenstein.

Die vielleicht schönste Marathonstrecke der Welt

8 Euskirchener liefen den Jungfrau-Marathon. Auf Initiative von Rüdiger Cramer aus Kirchheim, unternahmen 12 Euskirchener einen Ausflug ins Berner Oberland. Ziel der Reise war die Teilnahme am Jungfrau-Marathon, der 2005 zum dreizehnten Mal vor dem berühmten Alpen-Dreigestirn Eiger, Mönch und Jungfrau ausgetragen wurde. Nach Meinung zweier amerikanischer Buchautoren verfügt der Jungfrau-Marathon über die „schönste Marathonstrecke der Welt“ (Der Marathonreiseführer, Verlag Tibia Press). Aus 4 Betreuerinnen und 8 Teilnehmern setzte sich die Gruppe zusammen, die am Donnerstag, zwei Tage vor dem Start am 10. September Richtung Interlaken fuhren. Unter den 8 Läufern waren mit Heinz-Bernd Bürger, Rüdiger Cramer, Stefan Uedelhoven, Frank Wiemann und Peter Züll 6 Mitglieder der LC Euskirchen. Je einen Teilnehmer stellte mit Frank Kurth der SV 47 Mutscheid und mit Andreas Butz das Team Laufcampus. Alle Läufer verband das gemeinsame Ziel, ohne Wettkampfambitionen, aber mit viel Genuß den Jungfrau-Marathon zu laufen. Einige nutzten den Lauf als letzten langen Härtetest vor dem Essen-Marathon Mitte Oktober.

Unser Basislager beim Jungfrau-Marathon

Als Standort in der Schweiz wurde Grindelwald gewählt, rund eine halbe Stunde vom Startort des Marathons Interlaken entfernt. Zwei Euskirchener entschieden sich für die schöne Jugendherberge, der Rest für das Appartementhaus Abendrot.

Hier war Selbstverpflegung angesagt und damit der Trennungsschmerz von der Rheinischen und Eifeler Heimat nicht zu schwer viel, wurden mit Gaffel Kölsch aus Köln, Schnibbelfleisch aus Frauenberg und Läufer-Brot aus Meckenheim viele Leckereien mit in die Schweiz gebracht.

Der Freitag wurde zur Akklimatisation und Vorbereitung auf den Lauf genutzt. Der kurze „Guten-Morgen-Lauf“ gab einen Eindruck von den Steigungen und Gefällen, die am nächsten Tag auf die Läufer warten würden. Nach einem ausgiebigen Frühstück ging es nach Interlaken.

Am Mittag wurde mit Schweizer Rösti noch die heimische Kost bevorzugt, aber am Abend zauberten die Begleiterinnen, Martina Cramer, Uschi Kurth und Ellen Uedelhoven einen italienischen Abend mit Pasta und Salat.

Der Samstag war gekommen, die lange vorbereitete Reise hatte endlich ihren Höhepunkt erreicht. Per Bus erreichten die Euskirchener Läufer Interlaken. Als Handgepäck nur die Wechselklamotten für nach dem Lauf dabei. Alte T-Shirts, übergestülpte Müllsäcke und Lackierer-Anzüge schützten die Läufer am frühen Morgen bis kurz vor dem Start vor der Kälte. Die Stimmung war deutlich ruhiger als am Vorabend.

Der Jungfrau-Marathon – Das Rennen

Die Ambitionen der Euskirchener Läufer waren sehr unterschiedlich. Der ehemalige Marathon-Spitzenläufer Heinz-Bernd Bürger reihte sich bei seinem Comeback im vorderen Teilnehmerfeld ein, Peter Züll nach verletzungsbedingt längerer Marathonpause wollte einfach nur genießen und ankommen und die übrigen Läufer orientierten sich zunächst an einem Brems- und Zugläufer, der sich 4:30 Stunden zum Ziel gesetzt hatten. Das „Einlaufen“ begann und damit die Einstimmung auf den schönsten und schwersten Teil der Reise. Denn eigentlich kann man den Jungfrau-Marathon als einen 17 Kilometer langen Berglauf mit einer 25 Kilometer langen Einlauf-Flachpassage bezeichnen. Rund 1500 der insgesamt 1839 Höhenmeter und 305 Bergabmeter warten auf diesem letzten Teilstück. Die Unsicherheit insbesondere der Erstteilnehmer bestand darin, gar kein Gefühl dafür zu haben, wie steil und beschwerlich der Aufstieg zum Eigergletscher werden würde und wie sehr man sich auf dem ersten Abschnitt zurück halten musste. Gewarnt durch diverse Erlebnisberichte gingen alle Euskirchener dem entsprechend für ihre Verhältnisse verhalten an.

Andreas Butz beim Jungfrau Marathon 2005

Zunächst führte die Strecke rund 3 Kilometer durch Interlaken, dann vorbei am Brienzersee . Alles sehr flach. Nach Überquerung der Holzbrücke bei Wilderswil folgte der erste Anstieg. Beeindruckend bauten sich entlang der Strecke die hohen Felswände auf. Bis Lauterbrunnen mussten nur 240 Höhenmeter bewältigt werden, wer jetzt über die scheinbar mühelosen Steigungen jubelte, freute sich zu früh. Ganz Lauterbrunnen schien auf der Straße zu sein. Kuhglocken und Anfeuerungsrufe peitschten die Läufer voran.

Eine kurze flache Schleife führte aus Lauterbrunnen heraus. Der Staubachfall zog die Blicke magisch an. Kilometer 22, 23, 24 ... der „Wall“ oder „Wengener Wand“ genannte harte Anstieg folgte nach Rückkehr nach Lauterbrunnen bei Kilometer 25,5. Warum der Aufstieg nach Wengen zu seinen Spitznamen gekommen ist, wurde allen Läufern unmittelbar klar.

Wenn auch einige noch versuchten zu laufen, fiel das Gros der Läuferinnen und Läufer sofort in einen Gehschritt. „Das kann doch nicht sein, soll das jetzt bis zum Ziel so weiter gehen“ werden sich viele hier gefragt haben. Die tollen Zwischenzeiten und Durchschnittsgeschwindigkeiten waren jedenfalls bald vergessen, als Zwischenkilometerangaben im 250-Meter-Rhythmus signalisierten, was nun folgen würde.

Auch Bergaufgehen will gelernt sein. Wer nicht erfahren war, nutze die ersten Kilometer, um den für sich optimalen Geh-Lauf-Schritt herauszufinden. Teilweise mit heftigem Armeinsatz nach vorne und manchmal auf die Oberschenkel gestützt, um den Beinen beim Strecken nachzuhelfen. Nach 26 Serpentinen wurde Wengen erreicht. Bezaubernde Ausblicke auf malerische Almen, bunte und saftige Alpenwiesen, schroffe Felswände und schneebedeckte Gipfel belohnten die Läufer für ihre Kraftanstrengung.

Wer sich – wie bei Stadtmarathonläufen so erfahren - Kilometer 39 eigentlich schon sicher im Ziel wähnte, wurden auf den letzten 3 Kilometern eines besseren belehrt. Für viele begann jetzt das entscheidene und schmerzhafteste Stück des Laufes. Noch 400 steinige Höhenmeter und die schmale weiße Moräne des Eigergletschers mussten bewältigt werden, bis schließlich ein Dudelsackbläser mit seiner Musik bei 2320 Metern ü.N. den höchsten Punkt der Strecke ankündigte und nur noch ein letztes, aber steiles Bergabstück folgte.

Alle Euskirchener waren nach ihrer Zielankunft am Bahnhof Kleine Scheidegg von der Alpenlandschaft und den Ausblicken auf die massiven schneebedeckten Viertausender begeistert. Und weil mit den Ultra- und Marathonläufen von Davos, Biel und Zermatt noch weitere Klassiker der Laufszene in die Schweiz locken, wurden bereits am Abend bei der Euskirchener After-Run-Party mit Schnibbelfleisch und Kölsch neue Pläne geschmiedet.

Die Ergebnisse der Euskirchener Läufer im Einzelnen:

  • Heinz-Bernd Bürger 3:57.01, 126. Gesamt, 73. M20
  • Andreas Butz, 4:20.05; 390. Gesamt, 95. M40
  • Frank Wiemann, 4:28,06, 542. Gesamt, 93. M45
  • Frank Kurth, 4:32.56, 633. Gesamt, 161. M40
  • Stefan Uedelhoven, 4:32.58, 635. Gesamt, 162. M40
  • Rüdiger Cramer, 4:46.51, 955. Gesamt, 239. M40
  • Peter Züll, 5:47.23, 2464. Gesamt, 156. M55
Ein Erlebnisbericht von Andreas Butz

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