Cord Wöhlke - Beim Laufen fallen mir oft kreative Lösungen ein.

Cord Wöhlke, Budnikowsky - Die Freude an der Bewegung in der Natur begleitet mich schon seit jungen Jahren und hat mich bis heute nicht verlassen

Beim Laufen  fallen mir oft kreative Lösungen für die Dinge des Alltags ein. Das ist beruflich gesehen der wichtigste Effekt. Dazu kommt die mentale Fitness. Das merke ich oft, wenn ich mit anderen Menschen nach einem intensiven Konferenztag zusammen bin. Mehr über das Laufen und den Arbeitsalltag von Cord Wöhlke erfahren Sie hier.
SSL - Der Super-Sauerstofflauf Du liest Cord Wöhlke, Budnikowsky - Die Freude an der Bewegung in der Natur begleitet mich schon seit jungen Jahren und hat mich bis heute nicht verlassen 9 Minuten Weiter 100 Meter unter 11 Sekunden, Marathon unter 4 Stunden Interview mit Andreas Buhr

"Die Freude an der Bewegung in der Natur begleitet mich schon seit jungen Jahren und hat mich bis heute nicht verlassen." – Cord Wöhlke

Mit 160 Filialen zählt das Familienunternehmen Iwan Budnikowsky zu den führenden Drogeriemarktunternehmen in Deutschland. Man kennt "Budni" vor allem im norddeutschen Raum. Das Unternehmen feiert in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag. Deshalb ist Budni-Geschäftsführer Cord Wöhlke, geboren 1949, in diesem Jahr noch nicht zum Halbmarathonlaufen gekommen. Doch vielleicht findet sich noch eine attraktive Veranstaltung, eine Verbindung aus Kultur und Sightseeing könnte ihm gefallen, vielleicht in Paris.

Im Gespräch mit Andreas Butz berichtet der vierfache Marathonläufer und Bundesverdienstkreuzträger Cord Wöhlke warum er trotz abgeschlossener Marathonkarriere weiterhin daran festhält, dreimal wöchentlich zu laufen.

Cord Wöhlke im Gespräch mit Andreas Butz

Andreas Butz: In einem schönen Unternehmergespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung habe ich gelesen, dass Sie ein begeisterter Marathonläufer sind.

Cord Wöhlke: Das stimmt. Allerdings bin ich vor zwei Jahren den letzten Marathon im Médoc gelaufen.

Beim Lauf durch die Weingüter des Médoc stand sicher das Erlebnis mehr im Vordergrund als der Wettkampfcharakter?

Ja, das war ein großartiger Abschluss für mich. Ich laufe jetzt nur noch in Hamburg, regelmäßig drei- bis viermal pro Woche um die Alster. Auch das ist eine wunderschöne Strecke!

Sie haben also nach Ihrem letzten Marathon keineswegs mit dem Laufen aufgehört. Wie sind Sie denn überhaupt zum Laufen gekommen?

Im Grunde übers Wandern. Ich war schon als Zehn- oder Zwölfjähriger viel in der Natur unterwegs, bin mit meinen Eltern in den Sommerferien oft im Harz gewandert. Als Erwachsener kamen dann Touren in Nepal und Butan dazu.

Sie haben diese Lust für das Laufen und Wandern also schon als Junge und junger Mann empfunden und ausgelebt.

Die Freude an der Bewegung in der Natur begleitet mich schon seit jungen Jahren und hat mich bis heute nicht verlassen. Über das Bergwandern bin ich dann zum Laufen gekommen. Vor 15 Jahren, schätze ich, habe ich mit dem regelmäßigen Laufen begonnen. Ich war damals aktiver Tennisspieler und bekam plötzlich Probleme mit meinem Rücken. Also hörte ich mit dem Tennisspielen auf und begann zu laufen. Dabei habe ich schnell gemerkt, dass mir das körperlich gut tut, meine gesamte Verfassung hat sich seither enorm verbessert. Anfang 2000 habe ich dann mit dem Marathontraining angefangen. Damals wusste ich schon, dass mir gesundheitlich etwas bevorstand. Für mich stand fest, dass ich meine Fitness verbessern muss und habe begonnen, das Laufen zu intensivieren. 2002 hatte ich dann eine schwere Krebsoperation. Das vorherige Lauftraining hat mir dabei geholfen, nach dieser Operation ziemlich schnell wieder auf die Beine zu kommen.

Darf ich hier noch mal nachfragen? Das war eine ganz bewusste Entscheidung, in Vorbereitung auf die Krebs-Operation mehr zu trainieren, um die allgemeine Fitness zu verbessern?

Ja, das war eine bewusste Entscheidung. Zudem habe ich gespürt, wie gut man beim Laufen abschalten, aber auch nachdenken kann.

Haben Sie den Eindruck, dass das Laufen auch einen positiven Einfluss auf Ihre geschäftliche Tätigkeit, auf Ihren Erfolg hat?

Auf jeden Fall. Bei meinen Läufen um die Alster fließen die Gedanken freier, dabei fallen mir oft kreative Lösungen für die Dinge des Alltags ein. Das ist beruflich gesehen der wichtigste Effekt. Dazu kommt die mentale Fitness. Das merke ich oft, wenn ich mit anderen Menschen nach einem intensiven Konferenztag zusammen bin.

Die Alster gilt als eine der meist frequentierten Laufstrecken Europas. Dass Sie hier abspannen und Ihren Gedanken freien Lauf lassen können, finde ich erstaunlich.

Die Strecke ist einfach wunderschön! Und die Läufer verteilen sich. An der Alster wird von fünf Uhr morgens an gelaufen, nachts bis 24 Uhr. Abschalten geht bei mir einfacher, wenn ich laufend unterwegs bin. Laufen ist einfach, das kann ich überall. Wenn ich irgendwo hinfahre und übernachte, dann habe ich immer meine Turnschuhe und Laufsachen mit. Man muss nur wenig mitnehmen. Bei anderen Sportarten ist das viel umständlicher.

Ich nehme an, sie laufen nüchtern vor dem Frühstück?

Ja, genau. Und ich wohne nicht weit weg, bin in wenigen Minuten an der Laufstrecke. Das halte ich für ganz wichtig. Als ich mit dem Laufen begonnen habe, haben wir woanders gewohnt und da musste ich erst ein Stück mit dem Auto fahren. Das war nicht so gut. Dann habe ich mir ein Laufband angeschafft, bin also im Keller gelaufen. Aber draußen zu laufen ist etwas anderes. Ich laufe auch bei Wind und Wetter. Ich mache keine Pause bei Regen oder Schnee, höchstens mal bei Glatteis. Und wenn ich mal einen Halbmarathon plane, dann kann ich dreimal um die Alster laufen und so die Distanz trainieren.

Was heißt bei Ihnen morgens?

Ich versuche gegen sieben Uhr zu laufen. Da gucke ich auch auf die Zeit. Mein Ziel ist, nicht mehr als 45 Minuten für die 7,5 Kilometer um die Alster zu brauchen.

Vor Ihrer OP haben sie das Lauftraining intensiviert. Wann kam dann die Lust auf Marathon?

Schon früher war ich fasziniert, wenn ich die Menschen hier in Hamburg beim Marathon gesehen habe. So manches Mal habe ich da gedacht: "Mensch, das möchte ich auch". Dann habe ich an der Alster eine Läuferin getroffen. Sie kam aus den neuen Bundesländern und sagte: "Ich möchte endlich mal einen Marathon schaffen." Auch hier im Unternehmen gab es jemanden, der mich immer wieder angesprochen hat "Lass uns das doch zusammen machen." So ist allmählich die Idee entstanden. Vor dem ersten Marathon habe ich am meisten trainiert. Danach nicht mehr so intensiv.

Ja, vor dem ersten Marathon hat man den größten Respekt vor der Strecke. Wann und wo war das?

Das war 2003 oder 2004 in Hamburg. Ich bin zweimal in Hamburg gelaufen, dann einmal in New York, ein tolles Erlebnis. Und dann im Médoc. Dazu bin ich natürlich auch mehrere Halbmarathons gelaufen.

New York war ein besonderes Erlebnis für Sie?

Ja, der Marathon ist mir dort recht leicht gefallen, obwohl ich nicht allzu viel trainiert hatte. Die ganzen Umstände sind an sich nicht einfach. Bereits morgens um sechs Uhr musste man am Start sein, der eigentliche Start aber war erst um zehn Uhr. Aber obwohl viele sagen, der Lauf über die Brücken sei so schwer, war es für mich irgendwie leicht. In Hamburg bin ich zweimal gelaufen. Heute würde ich einen Marathonin Hamburg nicht mehr laufen, weil es immer einfacher ist, eine neue Strecke zu laufen. Beim zweiten Mal weiß man immer schon, wo die tote Zeit beginnt.

Und wenn Sie diese Marathons gelaufen sind, hatten Sie dann eine bestimmte Zielzeit im Kopf?

Nein, Ankommen war für mich immer das Ziel. Wenn man bestimmte Zeiten laufen will, muss man einfach anders trainieren.

Warum Sie in Hamburg Marathon gelaufen sind, liegt für einen Hamburger nahe. Warum aber New York und Médoc?

Den berühmten New York Marathon wollte ich unbedingt laufen, schon wegen des Ortes und der Atmosphäre. Und Médoc, so habe ich mir gedacht, musst du bewusst als Abschluss laufen, weil der ein bisschen lustiger ist und nicht so ernst genommen wird.

Das war bewusst in Ihren Kopf verankert: Das ist mein letzter Marathon?

Ja, das war so. Ich gehe alle zwei bis drei Jahre zum Check und habe darüber mit meinem Arzt gesprochen. Der meinte, vom Marathon solle ich die Finger lassen. Halbmarathon würde noch gehen.

Na ja, da muss man nur den richtigen Arzt fragen, der sagt dann: "Laufe weiter Marathon!"

Das glaube ich auch. Aber im Médoc war der richtige Zeitpunkt gekommen aufzuhören. Allerdings mache ich weiterhin andere Ausdaueraktivitäten, den Karwendelmarsch in den Alpen zum Beispiel.

Den Marsch über 52 Kilometer?

Ja, genau.

Respekt. Aber dem Laufen sind Sie dennoch treu geblieben?

Ich brauche das Laufen einfach. Ich laufe mindestens dreimal die Woche um die Alster. Und auch auf Geschäftsreisen mit Übernachtungen habe ich die Laufschuhe immer dabei. Wenn ich es mal nicht schaffe dreimal zu laufen, dann laufe ich in der nächsten Woche viermal. Früher bin ich immer abends gelaufen. Aber ich habe das umgestellt, weil es mir besser bekommt, morgens zu laufen.

Aber ohne sportliche Ambitionen?

Vor allem für die Fitness, weil ich natürlich immer noch in den Bergen wandere. Ich mache Bergwanderungen mit Hüttenübernachtung. Ich bin auch schon auf dem Jakobsweg gegangen, von der spanisch-französischen Grenze bis Santiago. Mit Tagesetappen um die 30 Kilometer. Ich glaube, das sind ungefähr 700 Kilometer. Und ich bin auch schon von München aus nach Venedig gegangen, also über die Alpen.

Machen Sie das für sich alleine oder in einer Gruppe?

Den Jakobsweg habe ich natürlich alleine gemacht. Und den Weg München - Venedig habe ich mit einem langjährigen Mitarbeiter gemacht, mit dem ich auch schon Marathon gelaufen bin.

Wie lang ist diese Pilgerwanderung her?

Die war 2004.

2004 war es sicher noch etwas ruhiger. Ich vermute, dass heutzutage auf dem Jakobsweg deutlich mehr los ist?

Ja, damals war es sehr ruhig. Erst auf den letzten 100 Kilometern, ab dieser Distanz bekommt man eine Urkunde, war deutlich mehr los. Vor allem waren Spanier unterwegs.

Also, konnten Sie zuvor auch das erleben, was man mit dieser Pilgerwanderung verbindet. Das ruhige, meditative ...

... um Abstand zu finden vom Alltag. Und das ist ja in gewisser Weise auch beim Laufen so, beim Wandern vielleicht noch mehr. Je länger man unterwegs ist, desto größer wird der Abstand zu den alltäglichen Problemen und man schafft den Freiraum für das, was im Leben wirklich wichtig ist. 

Vielen Dank für dieses Gespräch.

Gern geschehen.

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