Dr. Axel Schweitzer, ALBA Group - Auf Reisen habe ich immer meine Laufsachen dabei

Dr. Axel Schweitzer, ALBA Group - Auf Reisen habe ich immer meine Laufsachen dabei

Mit Eintritt in das Berufsleben habe ich festgestellt, dass Laufen für mich aus vielerlei Gründen sehr praktisch ist. Weil ich sehr viel und weit reise, kann ich nicht zu immer gleichen Zeiten trainieren. Auf Reisen habe ich immer meine Laufsachen dabei. Das hat für mich zwei Effekte, erfahre diese in dem folgendem Artikel.

"Was mich interessiert, ist meine Grenzen zu erfahren und zu überschreiten" – Axel Schweitzer

Dr. Axel Schweitzer, 1969 in Berlin geboren, ist CEO und gemeinsam mit seinem Bruder Eric Gesellschafter der ALBA Group, einer der weltweit zehn größten Gruppen für Umwelt- und Recycling-Dienstleistungen. ALBA, wenn dieser Name unter Sportinteressierten fällt, denken diese auch unwillkürlich an ALBA BERLIN, einem der erfolgreichsten deutschen Basketballvereine. Auch hier ist Axel Schweitzer als Vorsitzender des Aufsichtsrates engagiert. Da wundert es fast ein wenig, dass Axel Schweitzer auf keine Basketballer-Karriere zurückblickt, sondern seine sportlichen Wurzeln in der Leichtathletik hat. Zum Marathonlaufen, natürlich beim Berlin-Marathon, wurde er durch Vorstandskollegen motiviert, wie der Berliner Unternehmer Andreas Butz im Gespräch verriet.

Axel Schweitzer im Gespräch mit Andreas Butz

Andreas Butz: Herr Schweitzer, seit wann sind Sie in Sportschuhen aktiv?

Axel Schweitzer: Schon seitdem ich ein kleines Kind war, mache ich Sport. Wie wahrscheinlich fast alle in Deutschland, habe ich mit Fußballspielen angefangen. Da war ich vier Jahre alt. Durch einen Zufall bin ich mit dreizehn, vierzehn Jahren zur Leichtathletik gekommen und habe dies dann professionell betrieben. Ich habe fünfmal die Woche trainiert, im Wesentlichen Mittelstrecke. Zu der Zeit hätte ich mir nie vorstellen können, irgendwann einen Marathon zu laufen. Lange zu laufen fand ich furchtbar langweilig, das Leichtathletik-Training war viel abwechslungsreicher. Im Winter habe ich auch Fußball, Volleyball und auch Basketball gespielt, war aber nie in einem Basketballverein - bis ich vor sechs Jahren Mitglied bei ALBA BERLIN wurde. Bei der Leichtathletik merkte ich schnell, wie ich mich verbesserte, ohne jedoch auf deutscher oder darüber hinaus gehender Ebene etwas gewinnen zu können.

Und wann haben Sie das Laufen für sich entdeckt?

Mit Eintritt in das Berufsleben habe ich festgestellt, dass Laufen für mich aus vielerlei Gründen sehr praktisch ist. Weil ich sehr viel und weit reise, kann ich nicht zu immer gleichen Zeiten trainieren. Daher fallen Mannschaftssportarten für mich aus. Auf Reisen habe ich immer meine Laufsachen dabei. Das hat für mich zwei Effekte: Zum einen hilft es mir, gerade in beruflich intensiveren Zeiten, schnell körperlich abzuspannen. Außerdem verarbeite ich den Jetlag leichter. Gerade auf Asienreisen stehe ich noch eine Stunde früher auf, also irgendwann zwischen fünf und sechs, um dann eine bis eineinhalb Stunden am Morgen zu laufen. Dies ist, zugegeben, eine große Überwindung. Wenn ich mich allerdings bewegt habe, kommt der Körper viel einfacher in den Rhythmus hinein. Danach fühlt man sich einfach toll für den Tag. Laufen bringt den Kreislauf in Gang und nach der ersten Überwindung geht es mir viel besser, auch wenn die Tage dann 15, 16 Stunden dauern.

Laufen für die körperliche und geistige Fitness ist das eine. Der Weg zum Marathon aber das andere.

Zum Marathon bin ich durch einen Zufall gekommen, weil zwei meiner damaligen Vorstandskollegen Marathon liefen. An einem Montagmorgen nach dem Berlin-Marathon traf ich erst den Einen und fragte ihn: "Mensch, wie lange hast Du gebraucht?" Seine Antwort: "3 Stunden 26." Ich hatte mich vorher nie damit befasst, die Zeiten neben dem Marathon-Weltrekord sagten mir nicht viel. Und dann sagte ich: "Ja, das klingt ja nicht so schlecht." Dann traf ich den anderen Vorstandskollegen und fragte ihn: "Wie bist Du gelaufen?" Er erzählte: "3 Stunden 56." Darauf ich: "Das ist ja nicht so toll!" Dass dies bisher seine beste Zeit war, wusste ich nicht. Er schaute mich mit großen Augen an und konterte: "Hast du denn schon mal einen gemacht?" Und in meiner jugendlichen Naivität antwortete ich: "Nein, aber wenn ich das mache, bin ich bestimmt schneller!" Und nachdem ich mich so weit aus dem Fenster gelehnt hatte, blieb mir keine Wahl als zu sagen: "Okay, ich mach das!" Insofern hatte ich mich dann selbst unter Druck gesetzt.

Andreas Butz: Wann war das?

Das Erlebnis mit meinen Kollegen war 2003. 2005 bin ich dann den Berlin-Marathon gelaufen. Ich musste ja abliefern und schaffte das dann auch. Wie gesagt, mein Ziel war durchzukommen und schneller als 3:56 Stunden sein. Das habe ich dann glücklicherweise auch geschafft und hatte wirklich Spaß daran.

Und wie schnell waren Sie bei Ihrem Marathondebut?

3 Stunden 41.

Alle Achtung. 3:41 Stunden gelaufen und Blut geleckt?

Ja, was ich in Berlin erlebt habe, das war so faszinierend, da habe ich mir gleich gesagt: "Das machst du nochmal!" Jetzt kenne ich Berlin natürlich, aber es war trotzdem, wie einen Marathon als Stadtbummel zu erleben. Die Organisation, das Wetter, die Stadt - überall standen Fans an der Strecke und überall war gute Stimmung. Das war einfach ein ganz tolles Erlebnis. Ich muss das jetzt nicht jeden Monat machen oder jedes Jahr, aber mir war klar: Das war nicht das letzte Mal. Und letztes Jahr bin ich den Berlin-Marathon in 3:29 Stunden gelaufen.

Und dazwischen?

Durch eine ganz ähnliche Geschichte bin ich zu dem, wie meine Frau immer sagt, "Baby Ironman" gekommen. Ein anderer Vorstandskollege von mir, der in Wiesbaden lebt, sagte eines Tages: "Axel, in Wiesbaden ist so eine tolle Veranstaltung. Ein bisschen Schwimmen, Radfahren und Laufen." Ich dachte laut: "Ja, laufen kann ich. Schwimmen war ich auch mal ganz gut, aber Radfahren habe ich lang nicht gemacht." Er beschwichtigte: "Halb so schlimm. Das schaffen wir. Soll ich Dich mit anmelden?" Ich stimmte zu. Das war im Sommer 2010 und dann.

Sie sprechen vom Ironman 70.3 in Wiesbaden?

Ja, den habe ich dann im August letzten Jahres gemacht. Und erst als ich im Sommer 2010 anfing, mich zu erkundigen, was das ist, dachte ich mir: "Hola, das ist ja schon intensiver." Zumal in Wiesbaden auf der Raddistanz von 90 Kilometern auch noch über 1500 Höhenmeter dazu kommen. Aber das war auch wieder ein klasse Erlebnis für mich und war einfach schön gemacht. Ich bin ganz vernünftig durchgekommen. Das war für mich nochmal eine ganz andere Erfahrung, die über das Laufen hinausging.

Was reizt Sie an diesen Erfahrungen? Ist es für Sie wichtig, auch neben dem Beruf erfolgreich sein zu können?

Ich mache das nur für mich. Das ist nichts, was ich normalerweise weitergetragen hätte. Was mich interessiert, ist meine Grenzen zu erfahren und zu überschreiten, die Herausforderung zu erleben. Wer einen Marathon läuft, muss Durchhaltevermögen beweisen, sich überwinden können, an Tiefpunkten auf die Zähne beißen und weitermachen wollen. Ich muss aber nichts der Welt beweisen. Priorität hat mein sonstiger Tagesablauf und insofern ist das Training für mich Ausgleich und Nebenaktivität. Und dann finde ich es wiederum spannend, zu sehen, ob ich mit verhältnismäßig wenig Training bei einem Triathlon oder Marathon gut durchkommen kann, ohne dass ich auf den letzten Metern fast sterbe.

Die Anstöße für Ihren Sport haben Sie von Kollegen bekommen. Trainieren Sie auch zusammen?

Zu 90 Prozent laufe ich allein. Ich genieße es, dass ich dann Zeit für mich habe. Ich hab kein Telefon, keine E-Mail, keine Musik dabei. Ich freue mich einfach über die Ruhe. Nur wenn ich mit dem Kollegen, der mich zum Triathlon gebracht hat, am gleichen Ort bin und wir uns beraten müssen, dann sagen wir zum Teil: "Komm, lass uns die Laufschuhe mitnehmen." Und das find ich sehr angenehm, weil das meist sehr zielführend ist.

Ist der Körper in Bewegung, kommen auch die Gedanken in Fluss...

Ja, genau. Man kann beim Laufen sehr gut nachdenken. Ich glaube, da hat sich in der heutigen Managergeneration etwas grundsätzlich geändert. Früher hat man mehr auf Status wert gelegt und heute trifft man sich zu Besprechungen auch mal in Laufkleidung.

Nach zwei Berlin-Marathonläufen und nach dem Half-Ironman in Wiesbaden, gibt es weitere Ziele, die Sie reizen?

Dieses Jahr gibt es mit dem BerlinMan etwas Ähnliches wie in Wiesbaden. Das finde ich spannend. Da muss ich noch schauen, ob ich es vom Training her schaffe. Und ich würde, je nachdem wie fit ich bin, auch den Berlin-Marathon noch einmal laufen. Das kostet mich nur einen Vormittag am Wochenende. Dann setze ich mich in die S-Bahn, fahr dahin, laufe und bin mittags wieder zu Hause.

Marathonziele wie New York oder Peking reizen Sie weniger, eher gut zuhause laufen und ein gutes Zeit-/Ertragsverhältnis zu haben?

Genau.

Abschließend, wenn jetzt mal ein Kollege auf Sie zu käme und Sie fragen würde: "Was bringt mir das Laufen? Und warum sollte es mal ein Marathon sein?" Was würden Sie ihm dann mitgeben?

Es kommt auf die körperlichen Voraussetzungen an. Wenn jemand zum Beispiel riesengroß ist, wie ein Basketballer, würde ich eher von Marathonläufen abraten. Grundsätzlich bin ich aber überzeugt, dass man sich durch das Laufen auch im Job viel besser fühlt und auch grundsätzlich leistungsfähiger und erfolgreicher ist. Zudem ist ein Marathon eine Frage der Selbstüberwindung, von starker Disziplin. Man kann einen Marathon nicht unvorbereitet machen. Und dann die enorme Kraftanstrengung gegen Ende, so auf den letzten zehn Kilometern, die sind besonders spannend. Am Anfang ist alles einfach, aber auf den letzten Kilometern muss der Wille über die Erschöpfung siegen.

Vielen Dank für die spannenden Impulse.

Da nicht für! Sehr gern.

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