Supplements im Sport – Nahrungsergänzungsmittel für Läufer – oder doch lieber Obst?

Nahrungsergänzungsmittel für Läufer – Supplements im Sport

Kaum ein Läufer verzichtet drauf: Nahrungsergänzungsmittel. Doch sind diese überhaupt nötig? Halten NEM was sie versprechen oder sind Supplements vielleicht sogar riskant? Andreas Butz, mit der Erfahrung aus über 200 Marathonläufen und Coach zahlreicher Sportlerinnen und Sportler, gibt uns einen Einblick.

Ein Sportlerleben ohne Supplements?

In der Welt des Sports, so auch im Triathlon und Laufsport, greifen immer mehr Menschen zu Nahrungsergänzungsmitteln (oft auch als Supplements bezeichnet), in der Hoffnung, ihre sportliche Leistung zu steigern und schneller zu regenerieren. Doch wie notwendig sind diese Produkte wirklich? Helfen diese wirklich und was ist mit den Risiko einer falschen Dosierung?

Ich selbst bin ambitionierter Sportler und seit 2001 hauptberuflich als Laufexperte aktiv. Ich habe Jahre lang Nahrungsergänzungsmittel genommen und mach dies heute nicht mehr. Ich ernähre mich im Alltag vollwertig, habe daher keine Mängel, auch somit auch nichts "ergänzen". Das ist nicht nur viel günstiger als auf Supplements zu setzen, sondern auch mit deutlich weniger gesundheitlichen Risiken behaftet. Und ausdauernd und schnell macht es auch. Ich bin bereits über 200 Marathons gelaufen und gehöre in meiner Altersklasse M55 zu den führenden 10 Prozent in Deutschland.


Podcast: Die "Big Five" der Ernährung


Bevor ich Ihnen in Folgeartikeln meine „Big Five“ vorstelle – fünf starke Ernährungsgewohnheiten zur Optimierung Ihrer sportlichen Leistung –, möchte ich Sie einladen, gemeinsam mit mir über Chancen und Risiken von Nahrungsergänzungsmitteln nachzudenken. Denn oft greifen Sportler zu diesen Mitteln, ohne sich der Gefahren und tatsächlichen Notwendigkeit bewusst zu sein.

Warum Nahrungsergänzungsmittel (NEM) im Breitensport oft überflüssig sind

Als passionierter Läufer und Coach habe ich allein in den letzten 16 Jahren über 130 meiner inzwischen über 200 Marathons absolviert. Warum erwähne ich genau diesen Zeitraum? Weil ich seit 2008 konsequent auf Nahrungsergänzungsmittel verzichte. Für mich ist das nicht nur ein persönlicher Erfolg, sondern auch eine klare Botschaft an die vielen Menschen, die mir als Sportler, Gesundheits- und Laufexperte folgen und vertrauen: Die Basis für sportliche Höchstleistungen ist eine vollwertige Ernährung. Die Notwendigkeit von Tabletten und Pulvern hat sich seit 2008 für mich nicht mehr gestellt.

Vielmehr habe ich es mir zur Gewohnheit gemacht, meinen Körper durch natürliche, unverarbeitete Lebensmittel optimal zu versorgen. Und wenn ich lese, was das IOC zum Thema Nahrungsergänzungsmittel (Supplements) im Hochleistungssport veröffentlicht, dann werde ich darin bestätigt, dass ich mit meinen fünf bis 12 Stunden Sport pro Woche auch keinen Nutzen davon haben würde.

Das Internationale Olympische Komitee (IOC), die höchste Instanz im Hochleistungssport, hat in einer Stellungnahme klargestellt, dass Nahrungsergänzungsmittel selbst auf Spitzensportniveau nicht notwendig sind. Eine ausgewogene und vollwertige Ernährung liefert in der Regel alle notwendigen Nährstoffe für sportliche Höchstleistungen. Wenn also selbst Profis auf Nahrungsergänzungsmittel verzichten können, dann gilt das umso mehr für Hobbyläufer und Fitnesssportler. Und das ist gut zu wissen, denn die Einnahmen von Supplements birgt eine Menge an Risiken.

Risikofaktoren zu Nahrungsergänzungsmitteln (NEM)

Dass die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln auch Risiken birgt, ist vielen nicht bewusst. Oft wird verdrängt, dass diese Mittel nicht auf dem Schwarzmarkt, sondern in Apotheken und Drogerien verkauft werden – was soll daran schon gefährlich sein? Umso wichtiger ist es, hier Klartext zu sprechen.

  1. Überdosierung und Ungleichgewichte: Viele NEM sind hochdosiert, und die Einnahme ohne ärztliche Aufsicht kann schnell zu Überdosierungen führen. Zu viel von bestimmten Vitaminen und Mineralstoffen kann toxisch wirken, wie z.B. fettlösliche Vitamine A, D, E und K, die bei Überdosierung ernste gesundheitliche Probleme verursachen können.
  2. Fehlende Regulation und Qualitätsschwankungen: Die NEM-Industrie ist in vielen Ländern nur unzureichend reguliert. Das bedeutet, dass die Qualität der Inhaltsstoffe stark variieren kann, und manche Produkte enthalten Schadstoffe wie Schwermetalle oder Pestizidrückstände. Berichte über Verunreinigungen und falsch deklarierte Inhaltsstoffe häufen sich.
  3. Wechselwirkungen mit Medikamenten: Einige NEM können gefährliche Wechselwirkungen mit Medikamenten haben, etwa Johanniskraut mit Antidepressiva oder Antibabypillen. Diese Wechselwirkungen werden oft zu spät erkannt, was gravierende Folgen haben kann. Ein ärztlicher Rat ist daher unerlässlich.
  4. Belastung von Nieren und Leber: NEM belasten Organe wie die Nieren und die Leber, die für den Abbau und die Ausscheidung überflüssiger Stoffe verantwortlich sind. Langfristige und unkontrollierte Einnahme kann diese Organe schädigen und zu chronischen Erkrankungen führen.
  5. Mangelnde Bioverfügbarkeit: Die Nährstoffe in NEM werden oft schlechter aufgenommen als aus natürlichen Lebensmitteln. Viele synthetische Vitamine und Mineralien sind schwer verwertbar, was die Einnahme oft wirkungslos macht. Der Körper ist evolutionär auf die Nährstoffe aus echten Lebensmitteln eingestellt.
  6. Gefährliche Inhaltsstoffe in „Sport-NEM“: Besonders bei Sportlern beliebte NEM wie Pre-Workouts enthalten häufig Stimulanzien, die Herz-Kreislauf-Probleme auslösen können. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, sollte nur Produkte nutzen, die auf der Kölner Liste stehen – einer Initiative des Dopingpräventionsnetzwerks.
  7. Falsches Sicherheitsgefühl: NEM vermitteln häufig das trügerische Gefühl, die eigene Ernährung vernachlässigen zu können. Doch sie können niemals den ganzheitlichen Nutzen von frischen, vollwertigen Lebensmitteln ersetzen.

Vorsicht bei Empfehlungen von Ärzten

Was ich zudem bedenklich finde, ist der Umgang vieler Ärzte, insbesondere Allgemein- und Sportmediziner, mit Nahrungsergänzungsmitteln. Ich erlebe oft, dass diese ohne klare gesundheitliche Indikation empfohlen, verschrieben oder sogar als Infusion verabreicht werden – oft nur in der Erwartung, die Leistungsfähigkeit zu steigern. Das Geschäft mit der Hoffnung auf bessere Blutwerte oder die vermeintliche Optimierung von Eisen- oder Aminosäurewerten ist lukrativ. Viele Patienten wissen nicht, dass Ärzte in ihrer Ausbildung lernen Krankheiten zu behandeln, aber wenig über Prävention und nachhaltige Gesundheitsförderung. Ein gesundes Maß an Skepsis ist daher angebracht.

Wie es zu Mangelzuständen kommt

Wer dennoch das Gefühl hat, auf Nahrungsergänzungsmittel angewiesen zu sein, könnte hinterfragen, ob die tägliche Ernährung wirklich optimal ist. Was gilt es zu optimieren, damit die Mahlzeiten alles liefern, was das eigene sportliche Leben braucht.

Der erste Schritt zu mehr Gesundheit und Leistungsfähigkeit wäre dann die kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Ernährung und das Streben nach einer vollwertigen Versorgung durch natürliche Lebensmittel. Und das ist leichter machbar, als viele das denken. Auch für viel beschäftigte Menschen, mit zu wenig Zeit für persönliche Belange, wie ich in weiteren Artikeln aufzeigen werde.

Der Weg ist nicht einfach, das weiß ich, ich bin diesen selbst gegangen. Denn zunächst gilt es zu erkennen, welche Ernährungsgewohnheiten einen schwächen, damit diese durch gute Gewohnheiten ersetzet werden können. Und damit möchte ich im nächsten Artikel weiter machen.

Ihr Andreas Butz

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