Qualifikationen, die Läufer auszeichnen
Sportlich? Ja! Doch die Liste der positiven Eigenschaften, die Läufern zugeschrieben werden, ist länger. Nutzen Sie Ihre Läufer-Qualifikationen und profitieren Sie davon – es sind viel mehr, als die meisten ahnen.
Sie sind ausdauernd!
Sie sind keiner für die schnelle Nummer. Ihr Training zielt darauf ab, über einen langen Zeitraum kontinuierlich Leistung zu zeigen. Über Monate hinweg, in den Trainingsläufen vor einem Wettkampf. Und während eines Halbmarathons oder Marathons, bei dem Sie mehrere Stunden am Stück unterwegs sind. Sportwissenschaftler bezeichnen Ausdauer übrigens auch als Ermüdungswiderstandsfähigkeit – eine Eigenschaft, die auch in vielen Jobs gefragt ist. Auch langwierige Prozesse können Sie nicht ermüden.
„Ich absolviere pro Jahr zwei oder drei Wettkämpfe, auf die ich mich jeweils einige Monate intensiv vorbereite“, sagt Professor Andreas Herrmann von der Uni St. Gallen. So hat der Experte für Marketing und Medienmanagement gelernt, in langwierigen Prozessen auch mit Rückschlägen umzugehen. „Denn es kann durchaus vorkommen, dass es bei einem Wettkampf heiß oder windig ist und die anvisierte Zeit aufgrund körperlicher oder äußerer Umstände nicht zu erreichen ist. Das ist wie in der Wissenschaft, man arbeitet lang an einem Projekt, ist begeistert, kann es jedoch nicht dort publizieren wo beabsichtigt. Was bleibt in beiden Disziplinen? Weitermachen, noch härter trainieren und es das nächste Mal wieder probieren.“ Kein Wunder, dass die Medien in diesem Zusammenhang immer wieder und liebend gern mit dem Laufhobby der Top-Manager spielen.
Sie sind in der Lage, an Ihre Grenzen zu gehen
Vor allem Nicht-Sportler schreiben Läufern diese Eigenschaft zu. Tatsächlich gibt es Athleten – vor allem sehr ambitionierte Marathon- und Ultraläufer –, die sich in Training und Wettkampf bis zur Belastbarkeitsgrenze quälen. Oder sogar darüber hinaus. Schmerzen ignorieren diese Grenzgänger. Jedes Training gehen sie an, als gebe es kein Morgen. Kann der 6-Uhr-Morgenlauf wegen einer Geschäftsreise nicht stattfinden, steht man eben um 4 Uhr auf, um doch noch trainieren zu können. Dem berühmten „Mann mit dem Hammer“, der nicht austrainierte Marathonläufer ab Kilometer 30 heimsucht, laufen diese Menschen einfach davon. Nein, wir glauben nicht, dass Laufen so hart sein muss. Und wir wollen auch nicht, dass Sie Ihre Belastbarkeitsgrenzen überschreiten. Aber entscheidend ist an dieser Stelle nicht, ob Sie tatsächlich an Ihre Grenzen gehen können oder wollen. Viel interessanter ist, dass Sie als Langstreckenläufer automatisch auch als belastbarer Grenzgänger wahrgenommen werden.
Sie sind hartnäckig und willensstark!
Für Ralf Klenk, Generalbevollmächtigter der Kaco New Energy GmbH und Marathonläufer, ist die Sache klar: „Man erreicht seine Ziele nur über Beharrlichkeit. Man muss durchhalten und sich auch immer wieder mal selbst motivieren. Als Führungskraft im Unternehmen muss man langfristig ,ankommen’ und erfolgreich sein. Nicht der Augenblickserfolg ist entscheidend, sondern die Umsetzung einer auf das Ziel ausgerichteten Strategie.“
Genau diese Eigenschaften brauchen Sie auch als Läufer. Ihr Aura signalisiert: Wenn Sie sich einmal ein Ziel gesetzt haben, dann bleiben Sie dran. Sie wollen beim kommenden Berlin-Marathon an den Start gehen und durchkommen? Sie wollen unter 3:30 Stunden bleiben? Oder eine Top-Zeit für Ihre Staffel laufen? Dann schaffen Sie das auch. Schritt für Schritt haken Sie Einheiten auf Ihrem Trainingsplan ab. Die Lauftermine sind in jeder Woche fest gebucht, werden höchstens verschoben, aber niemals gestrichen. Wenn es zeitlich einmal eng wird, stehen Sie eine Stunde früher auf oder nehmen die Laufsachen mit ins Büro, um in der Mittagspause oder direkt nach der Arbeit zu laufen. Auf Dienstreise suchen Sie sich ein Hotel mit einem Laufband im Fitnessraum, um ja keine Einheit zu verpassen. Wer im Dunkeln, bei Kälte, Regen, Wind und zu den ungewöhnlichsten Tageszeiten läuft, um ein sportliches Ziel zu erreichen, zeigt Willensstärke, die auch auf andere Bereiche abstrahlt. Das sieht jeder HR-Verantwortliche bei seinem potenziellen Mitarbeiter gern. Jeder Auftraggeber bei seinem Dienstleister. Jeder Chef bei seinem Angestellten.
Sie sind vorbereitet und haben einen Plan B
Im Magazin stern berichtete der 44 Jahre alte Antonio La Mela von seinem besonderen Lauferlebnis: Während eines Halbmarathons stand er kurz davor abzubrechen. Es war ein sehr heißer Tag, am Abend zuvor hat er spontan bis tief in die Nacht gefeiert. Kurz gesagt: Die Bedingungen waren nicht so, wie er sie in monatelanger Vorbereitung geplant hatte. Was tat er nun, um sein Ziel doch noch zu erreichen? Er entschied sich, den Rest der Strecke zu gehen statt zu laufen. Er hatte einen Plan B, aufzugeben kam für La Mela nicht in Frage.
Das Anpassen von Zielen ist eine ganz typische Kompetenz von Läufern. Wem im Wettkampf die Kraft ausgeht, dem muss eben etwas einfallen. Manch einer setzt sich neue Zwischenziele und zerlegt die Strecke in einzelne Abschnitte oder er wechselt zwischen Lauf- und Gehphasen. Um keine Trainingseinheit zu verpassen, hat manch einer immer eine gepackte Sporttasche im Kofferraum. Muss der Abendlauf mit den Kollegen ausfallen, weil es stürmt, führt der Weg aufs Laufband im Fitnessstudio. Konkret auf La Mela angesprochen, beschreibt die Psychologin Julia Schüler im stern-Interview diese typischen Läufer-Attribute so: „Er fühlt sich seinen Zielen verpflichtet. Zum anderen löst er sich aber rechtzeitig von einem Ziel, das nicht mehr einhaltbar ist, nämlich das Rennen joggend zu beenden“. Diese selbst erlebte Erfahrung, mit einem Plan B ein Ziel zu erreichen, macht Läufer gerade für Managementpositionen so interessant.
Sie sind fähig, sich selbst zu motivieren
Der innere Schweinehund: Jeder kennt ihn, jeder von uns hat ihn. Selbst der ambitionierteste Läufer. Doch während die meisten Menschen den bequemen Weg gehen, kennt der Läufer viele Tricks, den inneren Schweinehund an die Kette zu legen. Motivationstrainer Dr. Stefan Frädrich beispielsweise hat seinem einen Namen gegeben – er nennt ihn Günter. Denn was bleibt hängen? Wer es hinbekommt, mit Spaß und Energie regelmäßig zum Sport zu gehen, der legt diese Power auch mit Blick auf seine Arbeit an den Tag.
Sie sind zielstrebig!
Viele Marathonläufer sagen, dass der Weg das Ziel ist, weil die gelaufene Strecke – also die eigentliche sportliche Leistung – das bemerkenswerte ist. Das stimmt aber nur zur Hälfte, denn jeder, der schon einmal einen Laufwettkampf gefinisht hat, weiß: Auch das Ziel ist das Ziel. Der Torbogen beim Volkslauf, die letzte Stadionrunde beim 10-Kilometer-Lauf oder die Ziellinie beim Marathon. Man muss kein Läufer sein um zu ahnen: Wer mehr als 42 Kilometer laufen will, muss dafür systematisch trainieren. Über Monate. Auch die Halbdistanz ist ohne Vorbereitung nicht zu schaffen. Daher: Laufen Sie Halbmarathon oder Marathon, und beweisen Sie, dass Sie sich nicht nur starke Ziele setzen können, sondern auch die Kompetenz haben, diese zu erreichen. Kommunizieren Sie diese Ziele öffentlich. Das lohnt sich gleich doppelt: Aus dem selbst auferlegten äußeren Druck schöpfen Sie positive Energie, die Ihnen beim Durchhalten hilft. Und in Ihrem Umfeld erregen Sie Interesse und ernten Respekt – und das schon vor dem Wettkampf. „Das ist ein tougher Typ. Wenn der sich etwas vornimmt, schafft er es auch“ – nicht schlecht, wenn der Chef so von Ihnen denkt, oder?
Tipp: Melden Sie sich zum Halbmarathonkurs an, damit Sie die 21,095 Kilometer in persönlicher Bestleistung meistern. Laufcampus bietet in ganz Deutschland Halbmarathon-Laufkurse an, auch in Ihrer Nähe.
Sie sind fleißig!
Ausdauersport ist der ehrlichste und fairste Sport überhaupt. Warum? Ganz einfach: Nur wer regelmäßig und effizient trainiert, wird auch besser. Wer es nicht ausreichend oder unzweckmäßig tut, eben nicht. Das bedeutet: Ihre Laufleistungen sind das Spiegelbild Ihres Trainingsfleißes. Ohne Fleiß kein Preis. Ohne Training keine Medaille.
Sie sind jemand Besonderes!
Wer eine Stunde am Stück laufen kann, hat schon einiges getan. Wer einen Halbmarathon schafft, hat über Monate hinweg systematisch trainiert. Und wer einen Marathon finisht, gehört zu den jährlich gerade einmal knapp 120.000 Sportlern, denen das überhaupt gelingt. Das ist statistisch gesehen gerade einmal jeder 600. Erwachsene in Deutschland. Die gelaufene Zeit spielt nur eine vorübergehende Rolle, die starke Marke Marathon hingegen wirkt immer. Nur zum Vergleich: 2013 stieg die Zahl der Millionäre in Deutschland auf etwa eine Million – etwa jeder 70. knackt die magische Vermögensgrenze. Also gibt es neunmal so viele Millionäre wie Marathonläufer! Wie viele Millionäre kennen Sie?
Sie sind diszipliniert!
„Disziplin“ klingt vielleicht etwas verstaubt oder militärisch. Füllt man die Eigenschaft aber mit Leben, kommen tolle Attribute zutage. Ein disziplinierter Läufer …
• erreicht beharrlich seine Ziele
• hält sich konsequent an seinen Trainingsplan
• kennt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung
• hat den inneren Schweinehund an der kurzen Leine
• läuft auch im Dunkeln, dann eben mit Stirnlampe oder auf beleuchteten Strecken
• schließt einen Vertrag mit sich selbst und ist konsequent: Lauftermine dürfen in der Woche verschoben werden, aber nie ausfallen
• braucht keine Ausreden, findet immer eine Möglichkeit, zu trainieren
• arbeitet so gewissenhaft und zuverlässig, wie er trainiert
Tipp: Werben Sie mit der Laufleidenschaft in Ihrem Lebenslauf, im Job-Interview oder während der Kaffeepause beim Kundentermin. Geben Sie ganz selbstverständlich – sozusagen im Vorbeilaufen – Ihre virtuelle Läufervisitenkarte ab. Dabei ist es ganz gleich, ob Sie es mit einem Läufer oder Nicht-Läufer zu tun haben, denn die starken Attribute haben immer Strahlkraft.
Läufer ist man nicht, Läufer wird man
Wer nun sagt: „Das bin ich aber nicht“ oder „Das kann ich nicht“, sollte bedenken: Niemand ist von Geburt an Marathonläufer. Die Voraussetzungen bringen Sie mit sich, das Lauf-Gen tragen Sie in sich. Den Rest schaffen Sie durch Training. Viele, die sich heute Hobbyläufer nennen, kämpften einmal mit Übergewicht, rauchten täglich zwei Schachteln Zigaretten und hatten mit Sport nichts am Hut. Mit dem richtigen Trainingsplan, sinnvollen Zielen und ein paar Motivationstipps kann es jeder Gesunde in einem Jahr vom Nicht-Läufer zum glücklichen Marathoni schaffen. Das Talent dazu hat jeder. Der Rest entwickelt sich auf dem Weg zum Ziel. Und das Beste ist: Die neu gewonnenen Kompetenzen verstärken sich gegenseitig. Der erste Schritt ist der schwerste, der zweite schon leichter. Mit jedem Zwischenerfolg werden Sie ein stärkerer Läufer und damit ein stärkerer Mensch.
Weiterführende Links zum Thema Laufen und Selfbranding
Sehen Sie auch meine Beiträge zu Läufer verdienen mehr als Nichtläufer, Laufen und Selfbranding, Warum Läufer attraktiver sind.
Viel Erfolg und Freude am Training wünscht
Andreas Butz
Dieser Artikel erschien zuerst im Ratgeber Schwitzen für Erfolg - In Laufschuhen Karriere machen, von Andreas Butz und Dr. Axel vom Schemm – auch als E-Book erhältlich.